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Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts. published on 8 Kommentare zu Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Fortschritt schreitet fort so schnell, man sieht ihn nur von hinten;
Er wirkt mal dunkel, mal ganz hell, schlägt tausend tolle Finten.

-Aloisius Berg

Die Universität Tübingen ist mit einem neuen, gemeinsamen Auftritt für die gesamte Universität an den Start gegangen. Wir stehen dabei am Ende eines nicht immer einfachen Weges. Die Entscheidung, der traditionsreichen Eberhard Karls Universität Tübingen ein neues Erscheinungsbild zu geben, reicht zurück in das Jahr 2007.

Eine Veränderung also von wahrhaft historischen Dimensionen. Zu bestaunen natürlich hier. Wenn man jetzt noch die Neue Aula mit Blattgold überzieht, dann zeigt der Fortschritt sein unterirdisches Gesicht endlich nicht mehr nur in der Landeshauptstadt.

Bleiben mir nur noch drei Fragen unbeantwortet:

  • Für eine Heraklesaufgabe wie das Umfärben einer Palme (jetzt rot statt blau) und gar den Entwurf eines eigenen Schriftsatzes (die Ü-Tüpfelchen von "Tübingen" tüpfeln jetzt gar neckisch ins U hinein) benötigt die damit betraute Werbeagentur erfahrungsgemäß einen Augiasstall voller Arbeit und Ressourcen, was den Kunden natürlich Geld kostet; wie viel Geld war es in diesem Fall?
  • War diese Investition Pareto-optimal?
  • Mit welchen Sanktionen muß eigentlich jemand rechnen, der sich der Anweisung widersetzt, seine Korrespondenz von nun an corporate identitär zu gestalten?
  • Alles Freunde außer Hitler?

    Alles Freunde außer Hitler? published on 7 Kommentare zu Alles Freunde außer Hitler?

    Beim deutschen Knigge-Rat hält man - und ich würde wetten, daß das dem Freiherrn niemals hätte passieren können - Ilse Aigner (das ist unsere Ministerin für Destruentenschutz, die mächtige Gegenspielerin von Facebook und Google) offenbar für eine potentielle Trendsetterin. Denn die hat ja kürzlich erst die Neuerfindung des Rades gefordert, nämlich

    einen Ehrenkodex, eine Art Knigge für das Internet, zehn goldene Regeln – kurz, knapp und klar.

    So wird sie in dieser Pressemitteilung des deutschen Knigge-Rats zitiert, in der man zwölf tolle Regeln vorstellt, die man fürs gemeinsame Abhängen in diesen neuartigen sozialen Netzwerken -- ja, was eigentlich? Aus den tatsächlichen Gegebenheiten erschlossen hat? Oder einfach erfunden? Das habe ich mich gefragt.

    Darüber, daß für den Knigge-Ratsherrn Rainer Wälde der Übergang vom 19. Jahrhundert ins Informationszeitalter anscheinend einigermaßen diskontinuierlich vonstatten ging, hat sich Torsten Kleinz hier schon hinreichend lustig gemacht. Wälde weisheitet nämlich, die social networks übernähmen

    die Funktion der Dorflinde, unter der sich früher die Bewohner zum täglichen Austausch getroffen haben.

    Nun gut!

    Die Ratsherrin Agnes Jarosch hingegen äußert sich wie folgt:

    Menschliche Beziehungen sind vielseitig. Wir haben nicht nur "Freunde" in unserem Netzwerk, sondern auch Bekannte, Verwandte, Nachbarinnen, Lehrer, Chefs, Kollegen, Weggefährten, Leidensgenossinnen, Seelenverwandte und Geschäftspartner. Diese Vielseitigkeit gilt es zu erhalten und nicht zu normieren, weil eine Plattform es uns vorschreibt.

    Ich bin ja selbst gar nicht so besonders facebooky, vielleicht irre ich mich da also total. Aber mein Eindruck war doch, daß es bei Facebook kein großes Problem ist, daß man seine Bekanntschaften nicht exakt kategorisieren kann, um sie individuell als Bekannte, Verwandte, Nachbarinnen, Lehrer, Chefs, Kollegen, Weggefährten, Leidensgenossinnen, Seelenverwandte und Geschäftspartner zu adden, sondern sie stattdessen unter Freunde subsumiert, was dann aber nicht heißt, daß man sich auch im meat space als befreundet ansehen muß, aber das ist ja auch beiden Parteien immer völlig klar. Man akzeptiert einfach, daß das bei Facebook so heißt und nimmt es nicht so ernst. "Freund" bedeutet da eben "Kontakt". Und, wer hätte das gedacht, Millionen von Nutzern, dieser Zumutung zum Trotze.

    Ja, vielleicht sehe ich das falsch. Vielleicht gibt es noch genug Geschäftsleute der alten Schule und so, die es trotzdem als unhöflich empfinden würden, von ihren Angestellten oder Kollegen als Freunde hinzugefügt zu werden. Aber was zur Hölle machen die dann bei Facebook?

    Wenn ich das allerdings richtig sehe, dann hat man sich wohl beim Knigge-Rat gedacht, mit dem Namen Knigge im Rücken könne man alles Deskriptive beiseite stellen und sich ganz darauf konzentrieren, die Idee der Destruentenschutzministerin umzusetzen, indem man eine Regel herbeiwillkürt, an die sich keiner je gehalten hat, keiner hält, und mit der man dementsprechend wohl auch stilecht untergehen wird.

    Wenn das der Freiherr wüßte.

    Medienkompetenz trainieren (I): Wikipedia über De-Mail

    Medienkompetenz trainieren (I): Wikipedia über De-Mail published on 22 Kommentare zu Medienkompetenz trainieren (I): Wikipedia über De-Mail

    Der enzyklopädische Stil der Wikipedia läßt ja stellenweise durchaus viel zu wünschen übrig, und es kann bei einem solchen Projekt auch gar nicht anders sein. Ebensowenig kann ein solches Projekt davor verschont bleiben, daß versucht wird, es als Werbeplattform zu mißbrauchen. Genau daran mußte ich sofort denken, als ich dieses marketingöse Gebrabbel [Nachtrag 14.7. 2:17: Der Abschnitt wurde inzwischen verändert, weshalb ich den Link auf eine permanente Archiversion umgeleitet habe] im Abschnitt Hintergrund des Artikels über De-Mail lesen mußte, über diesen Dienst also, mit dem das Bundesministerium des Innern uns vor der Datenschutzkatastrophe zu retten gedenkt. Das BMI? Ja. Ja nun.

    Und jetzt? Kotprobe gefällig? Ach nee, ich präsentiere gleich den ganzen Haufen:

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    Der Bundespräsident: Im Bad überfordert. Über Präsuppositionen.

    Der Bundespräsident: Im Bad überfordert. Über Präsuppositionen. published on 6 Kommentare zu Der Bundespräsident: Im Bad überfordert. Über Präsuppositionen.

    Als Präsuppositionen werden in der Sprachwissenschaft, grob gesagt, Voraussetzungen dafür bezeichnet, daß ein Satz sinnvoll geäußert werden kann. Man findet sie an unterschiedlichen Stellen, häufig abhängig von bestimmten Wörtern. So führt z.B. aufhören eine Präsupposition ein, die man u.a. daran erkennt, daß die Frage (1) gemeinhin als unfair empfunden wird:

    (1) Haben sie aufgehört, ihre Frau zu schlagen?

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    Wie ich einmal die Variablenbedingung für die Existenzquantorbeseitigung erklärte

    Wie ich einmal die Variablenbedingung für die Existenzquantorbeseitigung erklärte published on 5 Kommentare zu Wie ich einmal die Variablenbedingung für die Existenzquantorbeseitigung erklärte

    Karl wurde ermordet. Der Täter muß geköpft werden.
    Emma war in Ausralien, als der Mord geschah und kann es wahrscheinlich nicht gewesen sein. Mathilda sagt, sie sei einkaufen gewesen, aber niemand hat sie dabei gesehen. Rudolf war am Tatort und seine Fingerabdrücke befanden sich überall auf der Mordwaffe. Rudolf sagt aber, daraus könne nicht logisch gefolgert werden, daß er der Täter sei.
    Allerdings muß es einen Täter geben. Nennen wir den Täter "Emma". Dann hat Emma Karl ermordet und muß geköpft werden. Also muß Emma geköpft werden.

    Wenn Sie den Fehler in dieser Argumentation gefunden und verstanden haben, dann haben Sie auch die Einschränkung der möglichen Substitutionen bei der Existenzquantorbeseitigung verstanden.

    Auflösung des Preisrätsels im letzten Eintrag

    Auflösung des Preisrätsels im letzten Eintrag published on 17 Kommentare zu Auflösung des Preisrätsels im letzten Eintrag

    Hier hatte ich gefragt, wie das Genus (femininum, maskulinum oder neutrum) von "Leute" zu bestimmen sei. Diese Frage macht knifflig, daß im Deutschen die Paradigmen aller Genera im Plural zusammen fallen. Das gilt für Substantive, Adjektive und definite Artikel gleichermaßen. Somit ist nicht offensichtlich, wie man das Genus einer Nominalphrase (NP) im Plural bestimmen könnte, und "die Leute" ist nur im Plural erhältlich - Wortwitze wie "der/die/das Leut" haben bisher jedenfalls keinen wirklichen Einzug in die Umgangssprache gehalten.

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