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Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts. published on 8 Kommentare zu Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Fortschritt schreitet fort so schnell, man sieht ihn nur von hinten;
Er wirkt mal dunkel, mal ganz hell, schlägt tausend tolle Finten.

-Aloisius Berg

Die Universität Tübingen ist mit einem neuen, gemeinsamen Auftritt für die gesamte Universität an den Start gegangen. Wir stehen dabei am Ende eines nicht immer einfachen Weges. Die Entscheidung, der traditionsreichen Eberhard Karls Universität Tübingen ein neues Erscheinungsbild zu geben, reicht zurück in das Jahr 2007.

Eine Veränderung also von wahrhaft historischen Dimensionen. Zu bestaunen natürlich hier. Wenn man jetzt noch die Neue Aula mit Blattgold überzieht, dann zeigt der Fortschritt sein unterirdisches Gesicht endlich nicht mehr nur in der Landeshauptstadt.

Bleiben mir nur noch drei Fragen unbeantwortet:

  • Für eine Heraklesaufgabe wie das Umfärben einer Palme (jetzt rot statt blau) und gar den Entwurf eines eigenen Schriftsatzes (die Ü-Tüpfelchen von "Tübingen" tüpfeln jetzt gar neckisch ins U hinein) benötigt die damit betraute Werbeagentur erfahrungsgemäß einen Augiasstall voller Arbeit und Ressourcen, was den Kunden natürlich Geld kostet; wie viel Geld war es in diesem Fall?
  • War diese Investition Pareto-optimal?
  • Mit welchen Sanktionen muß eigentlich jemand rechnen, der sich der Anweisung widersetzt, seine Korrespondenz von nun an corporate identitär zu gestalten?
  • 8 Kommentare

    Wie jeder Mitarbeiter unseres liebenswerten Zoos habe auch ich ein langes, nicht doppelseitig gedrucktes Schreiben erhalten, dem eine Anstecknadel mit dem neuen Logo beigefügt war. Das Schreiben an sich enthielt dann zahllose Handlungsanweisungen zur Handhabung der neuen Identität. Ich finde aber, so schlecht haben die das gar nicht gemacht. Sie versuchen den Arbeitsaufwand für den einzelnen Mitarbeiter möglichst gering zu halten. Und eine einheitliche Optik ist wirklich das, was der Laden schon lange braucht. Wenn auch vermutlich nur ein erster Schritt, denn an seiner Außenwirkung hat man bisher kaum gearbeitet. Dafür muss erst ein Bewusstsein geschaffen werden.

    Das ändert leider nichts an meiner persönlichen Meinung: Dieses Rotschlammrot steht der Uni nicht. Und "Gold" als Druckfarbe haben die Drucker bei meinem Zivildienst immer verflucht, denn Metallpartikel der speziellen Farbe gingen aus der Druckmaschine schlecht raus beim Putzen. Oder anders gesagt: "Gold" kann man mit normalen Mitteln nicht darstellen und es wird immer irgendwie albern karamellbraun aussehen.

    Wie wird die einheitliche Optik denn jetzt zustandekommen? Es ist ja nicht so, als hätte es vorher kein Corporate Design gegeben (m.E. sogar ein sehr gutes, das bestimmt noch für mindestens ein knappes Jahrzehnt getaugt hätte – aber gut, andererseits ist natürlich die Fakultätenneuordnung ein günstiger Zeitpunkt für eine Auffrischung). Haben sie jetzt irgendwelche weitergehenden Maßnahmen ergriffen, die wirklich zu einer einheitlichen Optik führen werden? Wie soll das überhaupt gehen bei der Vielzahl der einzelnen Institute, die ihre Schriftstücke und Websites letztlich doch alle selber stricken? Wurde eine Design-Inquisition berufen, die über geeignete Druckmittel verfügt, dem Treiben ein Ende zu bereiten? Das würde mich wirklich interessieren.

    Hossa, jetzt wird hier inhaltlich diskutiert! Dabei habe ich doch nur aus meinem affektiven Basiskonservatismus heraus gegen Alles Neue gemotzt.

    Also zur CI: Im Gegensatz zu DrNI finde ich die neue Farbe gar nicht so schlammig und auf jeden Fall etwas angenehmer als das doch recht dunkelsame Blau davor, aber das ist natürlich ein typischer Kasus von Geschmacksache.

    Gegen einen einheitlichen Auftritt habe ich eigentlich nichts, denke aber, daß eine (natürlich nicht zu weitgehende) Einheitlichkeit der Benutzerführung (klare Klickpfade zu Mitarbeiterlisten, Sprechstunden, Vorlesungsverzeichnissen, Prüfungsterminen und ähnlichem) erst einmal wichtiger wäre als eine einheitliche Optik, gewöhnlich aber erst danach drankommt. Ob das in diesem Fall auch so war, weiß ich aber gar nicht, ich habe das noch nicht unter die Lupe genommen.
    Traditionell gehören aber (nur deutsche?) Universitätswebsites zu denjenigen Webangeboten, auf denen man dem Ziel, das googlefreie Finden von Gesuchtem unmöglich zu machen, erstaunlich nahe kommt. Da müßte man ran, und vielleicht ist man es auch.

    Was das Umfärben der Palme und den Entwurf des in der Tendenz eher überflüssigen neuen Fonts anbelangt, so würde mich wirklich interessieren, was man sich das hat kosten lassen. Ich würde mich hier auch gerne noch über die irgendwann in den Universitätsnamen hineinoktroyierten Deppenleerzeichen auslassen, aber die gibt es da ja schon länger.

    Und zu guter Letzt, ja, die Frage: Was passiert mit eventuellen Renegaten, die sich herausnehmen, auf die CI zu scheißen? Kann man Professoren für sowas inzwischen feuern?

    Ach ja, auf der Umsetzung der Farbe Gold als Gold zu bestehen, anstatt vielleicht einfach auf Gelb auszuweichen, wie man es uns ja bei den Vaterlandsfarben mit großer Souveränität dauernd vormacht und wie es m.W. heraldisch völlig üblich ist, ist wirklich ziemlich dusselig.

    Zum Preis: Die FSVV nennt eine fünfstellige Zahl, sagt aber nichts dazu, woher sie sie hat, und weiß in einem späteren Beitrag nichts.

    In diesem Beitrag findet sich auch ein Hinweis auf mögliche Anreize: Vorgedrucktes Briefpapier (und Visitenkarten) kriegen die Institute wohl jetzt gestellt. Wenn das funktioniert und genug Arbeitskraft dafür abgestellt wird, die Versorgung auch bei künftig sich ändernden Strukturen sicherzustellen, ist das in der Tat eine Verbesserung, die das Leben derer, von der sie abhängt, nicht schwieriger, sondern einfacher macht, und daher wohl angenommen werden wird.

    In meiner frühen Hiwi-Zeit habe ich mitgekriegt, wie das Erstellen von Briefbögen bisher funktionierte: Die Sekretärin lässt sich von einer befreundeten Sekretärin aus einer anderen Abteilung die Microsoft-Word-Dokumentvorlage schicken, die diese Abteilung verwendet. Die Person im Umfeld der Sekretärin, die sich dem Vernehmen nach am besten mit Computern auskennt, wird gebeten, sie zu modifizieren. Richtlinien für die Platzierung von Name, Institutsbezeichnung, Adresse etc. werden teils abduktiv inferiert und teils ausgewürfelt. Man hätte sich auch eine Blanko-Vorlage auf der Uni-Website runterladen können, aber da findet man ja nichts, indes alle Dokumentvorlagen dieser Art und die daraus resultierenden Dokumente durchaus einen gemeinsamen Urahnen erkennen lassen, da der Metadaten-Titel all dieser Dokumente, man kriegt sie von den verschiedensten Instituten zugeschickt, „Herr Dr.“ lautet.

    Zur Website: Vom Design her finde ich die, wie auch vor der Änderung des Corporate Design, grauenhaft, weil eine professionelle Gestaltung versucht, aber auf halbem Wege stehen geblieben wurde. Optisch passt nichts so richtig zusammen, keine Harmonie, überall leicht andere fukelige Navigations- und Gliederungselemente.

    Von der Struktur her finde ich sie jetzt ganz okay. Viel übersichtlicher wird eine Website, die die Masse an Information beherbergen muss, wohl nie sein. Solche Probleme betreffen auch amerikanische Uni-Websites, hier ein Hinweis darauf.

    Ein comment von ke mußte noch approved werden.

    Danke für die Hinweise. Ich weiß zwar nicht, ob sich die erwähnte Vektorvergrafikung tatsächlich lohnt, muß aber zugestehen, daß das tatsächlich ein Herakleschenaufgäbchen gewesen sein dürfte.

    Nun, alle Drucksachen, die nicht über die Unidruckerei hergestellt werden, müssen ab 1. Oktober der Stabsstelle für Hochschulmarketing zur Prüfung vorgelegt werden. Dabei wird geprüft, ob diese Drucksachen dem neuen CD entsprechen. Mit welcher Peitsche man auf die Finger bekommt, wenn man das umgeht, ist nicht klar. Theoretisch ist das über die Finanzbuchhaltung überprüfbar (Rechnungen von "fremde Druckereien"), ein Grenzfall ist das eigene Ausdrucken in der Abteilung (Farblaser) oder im ZDV (Posterdrucker).

    Ich schrieb oben, das neue CD sei nur ein erster Schritt in Sachen Außenwirkung. Wie recht ich damit habe zeigt zum Beispiel, dass die neu gestaltete Uni-Homepage noch immer nicht auf Englisch existiert. Da fragt man sich, was schlimmer ist: Altes Layout oder mangelndes Englisch. Von wegen "international seit 1477".

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