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Wahrheit ist überbewertet

Wahrheit ist überbewertet published on 5 Kommentare zu Wahrheit ist überbewertet

"Das war absolut wahr" sagte in einem Fernsehinterview sinngemäß der große Franz-Josef Wagner über sein Meisterwerk der Schlagzeilenschmiedekunst (aus dem Gedächtnis) "Erst dick, dann dünn, dann wieder dick, dann tot", und wahrscheinlich war das wahr.

Wahr ist auch das, was kürzlich die Bildzeitung fett an das Ende ihres Artikels über das neue Zentrum für islamische Theologie in Tübingen setzte:

Studentinnen des neuen Islam-Studiengangs dürfen übrigens mit Kopftuch in die Uni.

Wahr, weil schließlich alle Studentinnen der Universität Tübingen mit Kopftuch 'in' die Uni dürfen. ("Dictum de omni", für die Bildungsfans.)

Wahrheit hat ihre unbestreitbaren Vorzüge; zum Fetisch werden sollte sie jedoch nicht.

Bemerkenswertes zur Ammertalbahn

Bemerkenswertes zur Ammertalbahn published on 9 Kommentare zu Bemerkenswertes zur Ammertalbahn

Durchs beschauliche Ammertal, die Städte Tübingen und Herrenberg miteinander verbindend, pendelt im unermüdlichen Halbstundentakt (tagsüber) die Ammertalbahn. Versetzt man sich in einen Wanderer auf dem Weg unterhalb der Weinberge auf einer Zunge des Schönbuchs oberhalb von Breitenholz, so darf man sich das Ammertal ausschnittsweise etwa so vorstellen, wie auf dem folgenden Bild zu sehen.

Der Ausblick gewinnt etwas an Deutlichkeit, wenn man das Blattwerk wegläßt.

Doch darum geht es mir an dieser Stelle eigentlich nicht. Vielmehr ist mir etwas äußerst merkwürdiges aufgefallen.
Steigt man nämlich in Herrenberg oder irgendwo im Ammertal in eine Bahn Richtung Tübingen ein, so kann es vorkommen, daß diese von Tübingen aus direkt in Richtung Reutlingen weiterfährt. Das ist aber keine Strecke der Ammertalbahn mehr. Das heißt also, man kann manchmal beispielsweise in Altingen in die Ammertalbahn einsteigen, um über Tübingen ohne Umstieg nach Reutlingen zu fahren, fährt aber, nachdem man durch Tübingen hindurch ist, eben nicht mehr mit der Ammertalbahn. Die Bahn scheint dem ungeschulten Fahrgast aber dieselbe zu bleiben. Ohne daß es ihm zu Bewußtsein kommt, muß also die Ammertalbahn an irgendeinem Punkt in Tübingen irgendwie aufhören, Ammertalbahn zu sein, um eine andere Bahn zu werden. (Interessant ist auch die Frage, ob sie an diesem Punkt nun Ammertalbahn ist oder bereits nicht mehr Ammertalbahn. Ob sie also an allen und nur den auf diesen Punkt folgenden Streckenpunkten nicht mehr Ammertalbahn ist, oder ob sie Ammertalbahn ist an allen und nur den Punkten, die vor diesem Punkt liegen. Das führt hier aber zu weit.)

Ich finde es erstaunlich, daß es der deutschen Bahn stets gelingt, den Fahrgast von dieser Veränderung der Bahn nicht das Geringste davon mitbekommen zu lassen.

Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts. published on 8 Kommentare zu Corporate Identity der Universität Tübingen: Fortschritt jetzt auch in Landesmitte angekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Fortschritt schreitet fort so schnell, man sieht ihn nur von hinten;
Er wirkt mal dunkel, mal ganz hell, schlägt tausend tolle Finten.

-Aloisius Berg

Die Universität Tübingen ist mit einem neuen, gemeinsamen Auftritt für die gesamte Universität an den Start gegangen. Wir stehen dabei am Ende eines nicht immer einfachen Weges. Die Entscheidung, der traditionsreichen Eberhard Karls Universität Tübingen ein neues Erscheinungsbild zu geben, reicht zurück in das Jahr 2007.

Eine Veränderung also von wahrhaft historischen Dimensionen. Zu bestaunen natürlich hier. Wenn man jetzt noch die Neue Aula mit Blattgold überzieht, dann zeigt der Fortschritt sein unterirdisches Gesicht endlich nicht mehr nur in der Landeshauptstadt.

Bleiben mir nur noch drei Fragen unbeantwortet:

  • Für eine Heraklesaufgabe wie das Umfärben einer Palme (jetzt rot statt blau) und gar den Entwurf eines eigenen Schriftsatzes (die Ü-Tüpfelchen von "Tübingen" tüpfeln jetzt gar neckisch ins U hinein) benötigt die damit betraute Werbeagentur erfahrungsgemäß einen Augiasstall voller Arbeit und Ressourcen, was den Kunden natürlich Geld kostet; wie viel Geld war es in diesem Fall?
  • War diese Investition Pareto-optimal?
  • Mit welchen Sanktionen muß eigentlich jemand rechnen, der sich der Anweisung widersetzt, seine Korrespondenz von nun an corporate identitär zu gestalten?