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Selbstbewußt auch ohne akademischen Grad: Silvana Koch-Mehrin

Exklusiv: Interview mit Silvana Koch-Mehrin

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Vor einer guten Woche erkannte ihr die Heidelberger Universität den Doktorgrad ab, gestern wurde sie vom Europäischen Parlament als Vollmitglied in den Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie entsandt: Silvana Koch-Mehrin hat derzeit viel um die Ohren. Wir freuen uns, daß sie dennoch die Zeit zum Exklusivinterview mit mentalschnupfen.org gefunden hat.

Mentalschnupfen: Frau Koch-Mehrin, am 15. Juni ...

Silvana Koch-Mehrin: Das war ja klar, daß sie darauf gleich zu sprechen kommen würden, ohne auch nur ein Wort über meine neue Frisur zu verlieren.

MS: Die ist nett, aber wir haben sowas schon gesehen.

SKM: Das ist dann die Schuld des Friseurs. Aber gut, stellen sie schon ihre Fragen.
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Wider geheuchelte Säkularität

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Der Vorwurf der Heuchelei, gerichtet an diejenigen, die am Karfreitag zwar tanzen, den Status des Tags als gesetzlicher Feiertag aber belassen wollen, ist dann interessant, wenn er auf die Frage bezogen ist, ob es dem Staat zuzugestehen sei, gesetzliche Feiertage überhaupt festzusetzen. Verbunden sind damit immerhin weitgehende Arbeitsverbote, die man vielleicht mit gutem Grund als letztlich schwerwiegender ansehen könnte, als es das Tanzverbot ist.

Eine andere Form dieses Vorwurfs basiert jedoch auf dem Argument, daß Karfreitag ein christlicher Feiertag sei, an dem sich ungehemmtes Abdancen aufgrund der religiösen Bedeutung des Tags nicht schicke, und daß es somit Heuchelei sei, diesen Feiertag zwar zu wollen, das jedoch in der Absicht, ihn zum Tanzen zu nutzen. Es ist recht interessant, welche Annahmen man benötigt, um den Vorwurf in dieser Form zu rechtfertigen. Das will ich im Folgenden kurz untersuchen.

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Was macht eigentlich...

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...das uns tyrannisierende Gesellschafts-Etwas?

»Ich weiß doch nicht«, wiederholte Wüllersdorf. »Ich mag nicht gerne zu der alten abgestandenen Phrase greifen, aber doch läßt sich's nicht besser sagen: Innstetten, es ruht alles in mir wie in einem Grabe.«

»Ja, Wüllersdorf, so heißt es immer. Aber es gibt keine Verschwiegenheit. Und wenn Sie's wahrmachen und gegen andere die Verschwiegenheit selber sind, so wissen Sie es, und es rettet mich nicht vor Ihnen, daß Sie mir eben Ihre Zustimmung ausgedrückt und mir sogar gesagt haben: ich kann Ihnen in allem folgen. Ich bin, und dabei bleibt es, von diesem Augenblick an ein Gegenstand Ihrer Teilnahme (schon nicht etwas sehr Angenehmes), und jedes Wort, das Sie mich mit meiner Frau wechseln hören, unterliegt Ihrer Kontrolle, Sie mögen wollen oder nicht, und wenn meine Frau von Treue spricht oder, wie Frauen tun, über eine andere zu Gericht sitzt, so weiß ich nicht, wo ich mit meinen Blicken hin soll. Und ereignet sich's gar, daß ich in irgendeiner ganz alltäglichen Beleidigungssache zum Guten rede, »weil ja der dolus fehle« oder so was Ähnliches, so geht ein Lächeln über Ihr Gesicht, oder es zuckt wenigstens darin, und in Ihrer Seele klingt es: 'Der gute Innstetten, er hat doch eine wahre Passion, alle Beleidigungen auf ihren Beleidigungsgehalt chemisch zu untersuchen, und das richtige Quantum Stickstoff findet er nie. Er ist noch nie an einer Sache erstickt.' … Habe ich recht, Wüllersdorf, oder nicht?«

Wüllersdorf war aufgestanden. »Ich finde es furchtbar, daß Sie recht haben, aber Sie haben recht. Ich quäle Sie nicht länger mit meinem 'Muß es sein?'. Die Welt ist einmal, wie sie ist, und die Dinge verlaufen nicht, wie wir wollen, sondern wie die andern wollen. Das mit dem 'Gottesgericht', wie manche hochtrabend versichern, ist freilich ein Unsinn, nichts davon, umgekehrt, unser Ehrenkultus ist ein Götzendienst, aber wir müssen uns ihm unterwerfen, solange der Götze gilt.«
[Theodor Fontane. Effi Briest]

Na, diesen Götzen zumindest sind wir los.

Lunatic Languages vs. Mad Maths: Wo sind die Lacher? Die Entscheidung

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Hier wurde einst ausgiebig über die Frage diskutiert, ob (und, wenn ja, warum) schlechtes Englisch für mehr öffentlichen Hohn sorge als mangelnde Mathematikkenntnisse.

Dank des großartigen Horst Seehofer werden wir die Antwort auf die ob-Frage bald kennen.

Axel E. Fischer (CDU) fordert sofortige Löschung dieses Eintrags

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Vermummt im Internet

Noch ist sie erlaubt und wird vielfach praktiziert: Vermummung in den Internets.

Etwas albernes formallogisches Rumgezicke

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Formeln machen seriös. Betrachten wir darum einmal die folgende formalisierte Argumentation.

∀x(Hx → Ux)

¬∃xHx → ¬F

⊥ steht für einen Widerspruch. Darum muß eine der Prämissen falsch sein, und wir können also alleine aus der zweiten Prämisse auf ∃x(Hx ∧ ¬Ux) schließen, was logisch äquivalent ist zu ¬∀x(Hx → Ux), also zur Negation der ersten Prämisse. Es müßte also gelten:

¬∃xHx → ¬F

∃x(Hx ∧ ¬Ux)

Die Ungültigkeit des Schlusses fällt sofort ins Auge und man wird vermutlich denken: "Was soll denn das, so argumentieren doch höchstens Politiker." Man behält auch recht, denn es handelt sich im Kern um die formalisierte Repräsentation der folgenden Argumentation der Bufamimini Kristina Schröder, wie Sie in einem aktuellen Spiegel-Gespräch zu lesen ist. Die zur Argumentation gehörigen Teile sind von mir durch Kursivsetzung hervorgehoben.

SPIEGEL: Wie finden Sie Alice Schwarzer?

Schröder: Ich habe viel von ihr gelesen - "Der kleine Unterschied", später dann "Der große Unterschied" und "Die Antwort". Diese Bücher fand ich alle sehr pointiert und lesenswert. Etliche Thesen gingen mir dann aber doch zu weit: zum Beispiel, dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch.

SPIEGEL: Warum?

Schröder: Es ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird. Das würde bedeuten, dass die Gesellschaft ohne die Unterwerfung der Frau nicht fortbestehen könnte. (...)

[Zitat entnommen aus Zettels Raum]

Ich habe in der Formalisierung Schwarzers These noch verstärkt: Hx ist zu lesen als "x ist heterosexueller Geschlechtsverkehr", Ux als "x beinhaltet die Unterwerfung der (oder einer) Frau" und die Gesamtaussage lautet also: "Es gibt keinen heterosexuellen Geschlechtsverkehr ohne die Unterwerfung der (oder einer) Frau", während heterosexueller Geschlechtsverkehr ohne Unterwerfung der Frau laut Schwarzer lediglich kaum möglich, nicht jedoch unmöglich ist. Die Schlußfolgerung der Argumentation, es gibt heterosexuellen Geschlechtsverkehr ohne die Unterwerfung der Frau wäre mit Schwarzers Position also sogar verträglich.
F ist zu lesen als "die Menschheit besteht fort". Schröders Argument gegen Schwarzers Position lautet dann "Wenn es keinen heterosexuellen Geschlechtsverkehr gibt, besteht die Menschheit nicht fort."

Letztere Aussage soll also begründen, daß erstere absurd sei, denn [e]s ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist per se als Unterwerfung definiert wird. (Wegen des Ausdrucks definiert muß man hier freilich etwas vorsichtig sein. Sollte Schwarzer, mit deren Argumentation ich nicht vertraut bin, tatsächlich aus dem lustleeren Raum heraus eine 'Definition' von heterosexuellem Geschlechtsverkehr als Unterdrückungwerfung der Frau aufgestellt und diese nicht weiter begründet haben, so wäre dies in der Tat recht merkwürdig. Es wäre ähnlich absurd, wie das Betrachten von Sonnenaufgängen als Ursache der Bankenkrise zu definieren und infolgedessen Frühaufsteher aufzuknüpfen. Ich weise hier also ausdrücklich darauf hin, daß ich annehme, daß Frau Schröder etwas, das für Frau Schwarzer eher den Status eines Theorems hat als den einer Definition, fälschlichwerweise als "Definition" bezeichnet. Die Merkwürdigkeit der Schröderschen 'Widerlegung' bliebe aber selbst dann bestehen, wenn wir es tatsächlich mit einer reinen 'Definition' zu tun hätten.) Also: Heterosexueller Geschlechtsverkehr als etwas für den Fortbestand der Menschheit notwendiges soll keine Unterdrückungwerfung sein oder notwendig beinhalten können; zu behaupten, das sei der Fall, soll somit absurd sein.

Das Fehlen jeglichen inhaltlichen Zusammenhangs zwischen Schwarzers These und dem, womit Schröder diese ad absurdum zu führen gedenkt ist offensichtlich, und mithilfe dieser Argumentationsfigur ließe sich darum auch fast alles nachweisen. So läßt sich etwa leicht zeigen, daß menschlicher Kot nicht stinkt. Denn es ist absurd, daß die Produktion von Gestank für den Fortbestand der Menschheit notwenig sein soll.

Um eine tatsächlich logisch gültige Argumentation zu erhalten, wäre es nötig, z.B.

(¬∃xHx → ¬F) → ∃x(Hx ∧ ¬Ux)

zu den Prämissen hinzuzufügen, oder diese Aussage aus allgemeineren Annahmen herzuleiten. Die Annahme dieser Aussage erlaubt den direkten Übergang von der zweiten Prämisse zur Verneinung der ersten. Also: Wenn die Nichtexistenz von heterosexuellem Geschlechtsverkehr impliziert, daß die Menschheit nicht fortbesteht, dann muß es heterosexuellen Geschlechtsverkehr geben, der keine Unterwerfung der Frau beinhaltet. Wie stichhaltig diese Annahme ist, mag jede für sich selbst entscheiden. Meines Erachtens wäre es jedenfalls erfolgversprechender, Schwarzers These aus einer anderen Richtung anzugreifen.

An alledem ist eigentlich nichts bemerkenswert. So argumentieren Politiker, und dafür lieben wir sie, da sie uns damit aufzeigen, daß es schlimmer um uns bestellt sein könnte. Mich wundert eigentlich nur, daß für Zettel, aus dessen Artikel ich, wie geschrieben, das Zitat entnommen habe, Schröders Argumentation aus "Selbstverständlichkeiten" besteht.

[Nachtrag 18:31: In der Darstellung der Argumentation oben ist die erste Prämisse überflüssig; es sollte ursprünglich die (unmögliche) Folgerung eines Widerspruchs aus den ersten beiden Prämissen symbolisiert werden, auf dessen Basis dann die erste Prämisse verworfen worden wäre, doch ich habe mich dann für eine andere Darstellung entschieden, was dazu führte, daß die erste Prämisse im Schluß jetzt gar nicht mehr nötig ist, die Schlußfolgerung also schon allein aus der ersten Prämisse folgen sollte.

Nachtrag 18:38: Ich habe die Unabhängigkeit des Schlusses von der Prämisse jetzt durch Einklammerung derselben kenntlich gemacht.

Nachtrag 18:55: Insgesamt fand ich es am sinnvollsten, doch die ursprünglich geplante Darstellung anzuwenden.]