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zerfetzte Ausbrüche des Punktgeistes

Familienende

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Über der von Gorken Gruft
Liegt Massenschweigen in der Luft.
Kein Kinderlachen mengt sich dort
In sanften Kirsch- und Fliederduft,
Der Friedhof ist ein stiller Ort.

Die letzte aus dem Stamm ist tot,
Trank WC-Frisch in ihrer Not;
Litt Krämpfe bald und starb alsdann -
Selbst noch im Tod vor Scham ganz rot,
Daß sie nie hatte einen Mann.

Das Erbe fällt dem Staate zu
Und der gibt's aus in aller Ruh;
Und macht aus Gegenständen Geld:
Aus Schnaps und Terracottakuh,
Dem Schlafsack und dem alten Zelt.

Butterbrot

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Ich zieh' mich manchmal gern zurück und mach' mir ein Butterbrot. Oben die Butter, unten das Brot, so lautet die Norm. Gerät es mal umgekehrt, ist das jedoch nicht schlimm, denn man kann es ohne Weiteres umdrehen; Butterbrote sind nicht besonders schwer. Man kann die Butter auch unten und das Brot oben belassen. Dann ist man seltsam. Eine dritte Möglichkeit wäre es, die Butter unten zu belassen, aber das Brot nicht oben, sondern: Oben nochmal Butter drauf! Ein invertiertes Buttersandwich, sozusagen. Dann ist man Avantgarde.
Man kann die Butter auch nochmal bestreichen, mit Konfitüre oder Senf, aber es kann dann keine Rede mehr von Butterbrot sein: Butter, Brot und vielleicht etwas Salz sind die einzigen Zutaten, die für die Erschaffung eines Butterbrotes als zulässig erachtet werden können. Geht man darüber hinaus, so verläßt man die Butterbrotsphäre und beschreitet Pfade, die nicht unbedingt neu, aber doch eben jedenfalls außerhalb der Butterbrotsphäre gelegen sind, weshalb sie hier nicht das Thema sein können.

Essen

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Ich hatte zwei der mächtigsten Nahrungsmittelvernichtungsmaschinen bei mir zu Gast, und sie wollten ihre riesigen Portionen nicht aufessen. Was sollte ich tun?
"He, schlag ruhig richtig zu!" Munterte ich die erste Nahrungsmittelvernichtungsmaschine auf, und während ich bei der zweiten dasselbe zu tun mich anschickte, wurde ich gerade des seltsamen, scharfen Blickes gewahr, den die erste mir zuwarf. Die zweite wandte ihren Kopf zu mir um.
"Was?"
"Ähhh... schlag - ähhh schlagt..."
"Aha!"
Sie wandte ihren Kopf wieder weg und begann, auf einer Sellerieknolle herumzukauen. Ich nahm die Teller und ging damit in die Küche, wo ich sie ins Spülbecken stellte. Interessant, dachte ich, diese Nahrungsmittelvernichtungsmaschinen. Im Fernsehen große Nummern, aber privat nur Nieten.

Fünffach Sinnlos

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Sieht man nichts,
So sind die Tage
Lang und dunkel, ohne Frage.
Und sieht man nur ein kleines Licht
Hilft es nicht.

Hört man nichts,
So wünscht man Augen
Würden auch zum Hören taugen.
Man sähe sich ein Hörspiel an
Dann und wann.

Riecht man nichts,
So ist das Leben
Geruchsneutral, gern zugegeben.
Man röch' gern was und sei's nur kurz
Und nicht gut.

Schmeckt man nichts,
Ist Spaß am Essen
Ein für allemal gegessen.
Im Restaurant heißt stets die Wahl
"Mir egal"

Wer nichts fühlt, dem geht es besser:
Er legt sich furchtlos unters Messer,
Braucht an Treppen kein Geländer,
Benötigt keine Pfannenwender,
Sucht gerne Heu im Nadelhaufen,
Kann ein Faß auf einmal saufen
Und, es ist ein großer Segen,
Die Hand für mich ins Feuer legen;
Läuft ohne Schuhe durch die Arktis,
Spürt nicht den Schmerz der Herzinfarktis
Und tötet sie, dann, allemal,
Stirbt er völlig ohne Qual.
Bricht ihm ein Bein, so sagt er: „Na,
Es ist ja noch ein zweites da!“
Und ihm sind gar der Liebe Hiebe
So gleich wie Eigentum dem Diebe.

Nachtrag: "vergessen" in Strophe vier umgeschrieben in "gegessen" auf Anregung von I.H.

Resteessen: Georg Walberts Brief an Vera Dimmers

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Auf meiner alten Uniwebsite faulen schon seit langem einige meiner Texte vor sich hin und dürften nur selten gefunden werden. Besonders witzig ist dabei dieser, den ich nun auch hier dem geneigten Leser präsentieren möchte:

Georg Walberts Brief an Vera Dimmers

Sehr geehrte Frau Dimmers,

vor einigen Tagen stürzte ich eine recht lange Treppe hinab und zog mir dabei ungewöhnlich grauenhafte Verletzungen zu. Jedoch wurde mir durch diesen Sturz einiges klar, das ich nun nicht mehr länger vor ihnen verbergen möchte und kann.

Das Ganze hat sich folgendermaßen zugetragen: Einigermaßen in Gedanken versunken hatte ich die oberste Stufe der Treppe nur mit der Ferse meines linken Fußes getroffen, weshalb dieser abrutschte, und sein Gelenk umknickte, überdehnte und brach. Infolgedessen kippte ich nach links um und schlug mit meinem Brustkorb heftig auf dem metallenen Treppengeländer auf, wobei drei meiner Rippen nachgaben, und sich einer der dabei entstandenen Splitter in mein Herz bohrte. Merkwürdig war dabei, daß der entstandene Schmerz mir sehr vertraut vorkam, als ob ich ihn bereits seit Monaten verspürt gehabt hätte. Er war nun lediglich, so schien es mir, deutlich konkreter als je zuvor.
Mir blieb nicht viel Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn vom Treppengeländer taumelte ich unverzüglich wieder fort, kippte vorn über und überschlug mich, während ich die zahlreichen Treppenstufen nach unten fiel, etliche Male. Dabei müssen einige Rückenwirbel leichten Schaden genommen haben, denn diese stießen immer wieder sehr hart mit den Kanten der Treppenstufen zusammen, und durch ungeschickte Haltung der Beine entstanden in diesen einige Brüche.
Hier sei, zum besseren Verständnis, angemerkt, daß am Ende dieser Treppe sich eine kleine Plattform befand, von welcher, lotrecht zur ersten, eine weitere Treppe hinabführte. Das Gleiche wiederholte sich am Ende der zweiten Treppe. Im Gebäude waren Bauarbeiten im Gange, und aus diesem Grund lagen am Ende dieser zweiten Treppe, über die zweite Plattform verlaufend, zwei Planken, die als Rampen für Schubkarren dienen sollten, mit welchen die Handwerker Werkzeuge und Arbeitsmaterial beförderten. Erst die sich an die zweite Plattform anschließende dritte Treppe führte endlich auf ebenen Boden.
Da die Plattform am Ende der Treppe, auf welcher mein Sturz seinen Anfang genommen hatte, natürlich auch von dem bereits erwähnten metallenen Geländer eingefaßt war, welches zwei horziontale Metallschienen aufwies, die eine etwa auf Knie-, die andere etwas über Hüfthöhe - beim stehenden Manne - wurde mein Sturz vorläufig gestoppt, als ich mit dem Kopf gegen die untere der beiden Schienen stieß. In eben diesem Moment, als ich das dumpfe Knacken meiner zerbrechenden Stirnplatte durch meinen ganzen Kopf dröhnen fühlte, wurde mir alles klar, so als wäre das sprichwörtliche Brett vor meinem Kopf zerborsten. Ich liebe Sie, Frau Dimmers, und ich werde Sie immer lieben! Bereits seit Monaten bin ich Ihnen verfallen, doch habe ich es lange nicht einsehen wollen. Jetzt aber ist mir alles klar geworden.
Mein Sturz war noch nicht beendet. Unfähig, mich abzustützen, rutschte ich langsam seitlich vom Geländer ab, wodurch ich nun begann, die zweite Treppe hinunterzurollen. Dies führte, wie ich denke, nicht zu vielen neuen Brüchen, jedoch verstärkte es die bereits vorhandenen, und auch der Rippensplitter bohrte sich etwas tiefer in mein Herz.
Am Ende der Treppe rollte ich auf die oben erwähnten Planken und auf ihnen weiter bis zum Rande der Plattform, wo ich unter dem Geländer hindurchrollte und sicherlich drei Meter tief gestürzt wäre, hätte sich mein linker Fuß nicht in einem Stromkabel verfangen, welches die Arbeiter am Geländer entlang nach oben geführt hatten, und das nahe der Plattform eine Schlinge bildete, welche meinen Fuß nun hielt. Da es mehrmals um das Geländer geschlungen war, zog es sich fest, glitt nicht ab, hielt meinen Fall somit auf und ließ mich kopfüber in der Luft baumeln. Recht abrupt abgebremst spürte ich, wie ein oder zwei meiner angeschlagenen Rückenwirbel durch die plötzliche, ruckartige Belastung meines Rückens endgültig zersplitterten und meinte sogar, ich nähme wahr, wie die in ihnen enthaltenen Nervenstränge barsten. Das war in diesem Moment gar nicht unwillkommen, denn damit endeten die Schmerzen, die meine Beine mir bereitet hatten.
Nun hing ich also zwischen Himmel und Erde wie eine Rinderhälfte im Schlachthaus und dachte nach, liebe Frau Dimmers, über Sie, und über die zärtlichen Gefühle, die ich schon seit vielen, vielen Wochen für Sie empfunden hatte. Meine Welt stand Kopf, und Sie waren der Grund dafür. Ohne Sie bin ich nur halb.
Irgendwann sah ich durch meine vom aus meiner Stirn sprudelnden Blute ganz verklebten Augen hinauf zu meinen Beinen. Zuerst glaubte ich, mein Geist spiele mir Streiche, meine visuelle Wahrnehmung sei getrübt, ich halluziniere! Doch dann fielen mir die zahlreichen Brüche meiner beiden Beine wieder ein, und dies beruhigte mich, soweit ich mich um meine Sinneswahrnehmung gesorgt hatte. Denn was ich sah war, daß mein linkes Bein sich mehr und mehr in die Länge zog. Das war jedoch nicht verwunderlich, da ja die stabilisierende Wirkung des Knochens weggefallen war, und also mein ganzes Körpergewicht von Muskelsträngen gehalten wurde, die sich entsprechend dehnten. Noch etwas fiel mir auf, und dies führte auch in Kürze dazu, daß mein bisher, von der klaffenden Wunde in meiner Stirn abgesehen, noch erstaunlich unversehrtes Gesicht nicht ganz so unversehrt blieb: Mehr und mehr von dem, was einmal mein Fußgelenk gewesen war, kam aus meinem kurzen Stiefel herausgequollen, da auch ihm die festigende Wirkung unversehrter Knochen abhanden gekommen war.
Mein Bein wie mein Fußgelenk, liebste Frau Dimmers, waren ebenso weich und formbar wie ich, der ich mich stets für unbezwingbar gehalten habe, es nun in Ihren lieblichen Händen bin.
Durch die leichte Pendelbewegung, in welcher ich mich befand, wurde das Hervorquellen meines Fußes aus dem Stiefel beschleunigt, und als ich mich gerade auf dem Höchstpunkt einer rückwärtsgerichteten Bewegung befand, verlor mein Fuß endgültig den Halt im Schuh, und ich näherte mich mit dem Gesicht zuerst dem Boden. Meine bis dahin noch nahezu unversehrten Arme dämpften den Fall, wobei sie selbst an etlichen Stellen brachen, und sämtliche Fingergelenke meiner rechten Hand, bis auf das des Daumens, zerbarsten; an der linken Hand blieben Daumen und kleiner Finger heil. Dennoch fiel ich hart genug auf mein Gesicht, wobei meine Nase nicht nur brach, sondern völlig eingeebnet wurde, und ich elf Zähne verlor.

Nun, heißgeliebte Frau Dimmers, liege ich im Krankenhaus, und das wird, fürchte ich, auch noch einige Zeit so bleiben. Mein linkes Bein war recht leicht abzunehmen, die merkwürdig sauberen Brüche und die starke Dehnung machten daraus eine Sache von kaum mehr als zwei kleinen Schnitten. Mein rechtes Bein hat da mehr Schwierigkeiten bereitet, da dort die Brüche stark gesplittert waren, und es lange brauchte, um sämtliche dieser Splitter aus der Amputationswunde zu entfernen. Doch was kümmert mich der Verlust zweier ohnehin nicht mehr kontrollierbarer Extremitäten, verglichen mit dem extremsten möglichen Verluste, dem ihrer noch ungewonnen Liebe? Glühend verehrte Frau Dimmers, mein Körper ist etwas zerschunden, aber meine Seele so heil und hoffnungsvoll wie nie zuvor. Verschmähen Sie mich nicht! Ruinieren Sie nicht auch noch meinen Geist, indem sie mich ablehnen! Ich tippe dies unter Schmerzen, nur mit dem kleinen Finger meiner linken Hand und dem Daumen der rechten, beide Arme in Gips, und nie habe ich etwas so ernst gemeint: Liebe Frau Dimmers, bitte werden Sie meine Frau!

In ewiger Liebe

Georg Walbert

Selbstexegese

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Bezogen auf meinen letzten Eintrag: Man fragte mich soeben: "meinungsmenstruation ist reine angeberei mit worten um nichts, oda?". Ich antwortete: "Ich weiß nicht, was das ist. Ich kann aber interpretieren: 'Meinungsmenstruation' könnte beispielsweise die Phase eines Meinungswechsels bezeichnen, ähnlich wie ja auch die Menstruation die Phase ist, in welcher die Gebärmutter die Schleimhaut auswechselt. Alternativ könnte man 'Meinungsmenstruation' auch ergebnisbezogen deuten, also metonymisch als das, was während der Menstruation unten rauskommt, nämlich völlig nutzloser Dreck. Das würde mit Deinem Vorschlag vortrefflich koinzidieren, und ich schließe mich ebenfalls dieser Interpretation an." Allgemein also: Bloggen.

Meinungsmenstruation

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Meine alte Universitätsseite Pretentious Student gibt es noch immer. Das wird sich auch so schnell nicht ändern, schon allein deshalb nicht, weil mich diese Seite immer wieder an die schöne, seit über einem Jahr vergangene Zeit erinnert, in der ich noch wenig bis gar nichts von der Blogosphäre wußte, also noch als vollwertiger Mensch angesehen werden durfte. Dennoch war die Zeit, in der ich PS betrieb, eine seltsame Phase meines Lebens. Das kann ich belegen, mit Textzeugnissen. Hier ist mein Tagebuch, das ich auf PS für kurze Zeit führte. Da wurde übrigens auch das Wort eingeführt, das später zum Namen dieses uns allen so heiligen Journals werden sollte. Mit der 'Lösung' war es also nicht so weit her.

15:51, Mittwoch, 09.03.2005: Ah! Ich sehe schon. Meine Gliedmäßigkeit hat sich selbst verwirklicht und geht nun eigener Wege, ohne die Meinungsmenstruation meines geliebten Urteilsvermögens abzuwarten. Das war auch nur eine Frage der Zeit. Denn in der Zeit sind alle Dinge Eines und Eines ist Alles, demvernehmlich also Gott, oder der Tod. Beachtenswert: Auch anorganische Stoffe schimmeln.
Wer hier jetzt eine triefschwitzende Kastrationsängstlichkeit herauszuinterpretieren gedenkt, der liegt natürlich grundsätzlich falsch. Es ist vielmehr das waghalsig wundersame Wandervermögen eines totgesagten und unlebendig geglaubten Gedankengeistes, der hier seine immerwährenden Kreise zieht inmitten einer allesumschlodernden Nichtsartigkeit. Das hört man in gewissen Avantgarde-Kreisen gerne. Blödsinn ist es dennoch auch, wie alles, und jede Bewegung ist theoretisch nur eine Veränderung der Lage von Massepunkten, die vielbeschworene geistige Beweglichkeit also theoretisch auch nur die Möglichkeit der Veränderung der Lage punktförmiger Geistesmassen im ach so fiberglasmäßig rigiden stabil labilen Faseruniversum.
Und der Mensch? Wo bleibt in alledem denn diese Menschlichkeit, von welcher menschliche Menschen so menschlich reden? Fast beunliebt es mir, das zu sagen, aber: Der Teufel hat sie gefressen. Der Teufel ist nämlich, trotz aller anderslautenden Behauptungen der Geistesmaterialisten und Naturkatastrophen, eine materialfundamentale Wirklichkeit im Dasein des Körpers gegen den Geisteskörper, oder auch im Verlangen nach Verlangen ohne Verlangen.

17:26, Donnerstag, 10.03.2005: Ob das alles so stimmt, ist natürlich auch wieder völlig unwichtig, und eine Rotationsbedinglichkeit macht dem Kuchen auch nicht die Hefe madig. Schließlich handelt es sich auch in allem und immerwieder nur um theoretisierend idealisierte Vorstellungskonstrukte des Punktgeistes, der sich mit dem Punktkörper zu messen zu versuchen anbeginnt und kläglich scheitert aufgrund verschiedenartig imaginierter und ausgeführter Realitätskonzeptionswirklichkeiten.
Jedenfalls ist jetzt wieder ein eindrückelicher Stillstand erreicht, in dessen mittlerer Hälfte sich entgegen manch einer faszinierten Erwartungshaltung kein Paralleluniversum aufzutun beliebt, sondern stattdessen nur eine wütende Müdigkeit, die am Sternum kratzt wie ein jünglicher Hund. Daß dabei keine Schmerzen entstehen, bedarf einer Klärung: Hunde haben stumpfe Krallen.

03:05, Freitag, 11.03.2005: Jetzt. Da ist es schon wieder. In einem immer enger werdenden Umkreisungsumkreis fügen sich die Dinge zusammen und zerfallen auseinander wie eine Riesenwurst im Wurstaufschneideapparat. Und die Ewiggleichheit des Ewiggleichen beweißt sich selbst eine liebenswerte Konstante im Doppeluniversum, das uns umdingt.
Mit immer umschlingeriger werdenden Wabbelarmen greift der Teufel sich die Massigkeiten im planetarischen Denkungsgebäude und preßt sie zusammen wie ein fabelhaftes Gedächtnisverbot, dann führt er eine Zerhackung durch und gibt das Aufschneidegewürst dem jünglichen Hunde.
Währenddessen haben sich die ungebetenen Gastfreundlichkeiten in eine unliebsamkeitsdurchtränkte Ecke des Hinterhaushofes zurückgezogen, wo sie die Gegenstände der allgemeinen wie der speziellen Weltherrschaftstheorie durchsprechen mit dem ungebrochenen Eifer eines immerwachstumsbefleißigten Stubenkarzinoms. Die Kerze brennt weiter hinunter und nähert sich dabei mit ihrer flammenden Wirklichkeit selbstverherrlicht dem Untersetzungsobjekt, das ihr unterliegt.
Jetzt ist natürlich alles still, denn soeben sind alle gestorben, aber nur kurzfristig, bald ist Wiederauferstehungstag. Die Existenz hat sich wieder in eine Punktförmigkeit begeben, und Bewegung heißt noch immer: Veränderung im Kleinen, im Großen oder im Unveränderlichen, das Blödsinn ist.

02:30, Samstag, 12.03.2005: "Was geschieht eigentlich da draußen?" Fragt sich das Dasein, während sich Geschehenes mit Ungeschehenem zu einer halbdokumentarischen Fiktionalwahrhaftigkeit verspinnt. Die Wahrheit erscheint nun als ein immerfliehender Schatten, der niemals das Universalgefängnis verläßt. Gespenst? Nein. Der Teufel? Nein. Wahrheit. Weiß ohnehin keiner, was das ist.
Darüber nachzudenken bereitet dem Geiste eine denkbar großangelegte Ungemütlichkeit, weshalb er sich auch gerne mit Lügen zufriedengibt, solange diese ausreichenden Amüsanzwertigkeitsangklang finden können. Und das Dasein hält währendessen den Teufel auf Distanz, der auch schon ganz erschöpft zu wirken sich bequemt wegen all seiner Kampferprobungen.
Der Teufel trägt jetzt eine merkwürdige Kappe, dreht sich im Kreis wie eine Elfe im Opiumrausch und singt Weihnachtslieder.
BILD meint: Eine Halluzination.

19:51, Sonntag, 13.03.2005: Hohoho. Heute ist nicht Weihnachten.
Bemerkenswert ist das nicht, wenn nicht Weihnachten ist, das kommt oft vor. Dennoch muß man sowas ja mal sagen dürfen, nicht wahr?

19:53, Dienstag, 22.03.2005: Huch! Schon weit über eine Woche keine Ausflüsse von Geistesschleim mehr. Der Mentalschnupfen scheint sich gelöst zu haben.
Ja, tatsächlich. Mir fällt hierzu nichts Dummes mehr ein. Es ist alles gesagt. Darum wird dieses Tagebuch in dieser Form hiermit vorerst

GESCHLOSSEN

Morgans Tod

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Die Wellen schlugen an die Wände des Schiffes und die Sonne strahlte am Himmel, unverändert, wie schon seit Tagen. Stephen und Thomas trafen sich am Bug.
"Morgan ist tot," sagte Thomas.
"Hat er noch sehr gelitten?" Fragte Stephen.
"Nein, ich hab's beendet."
"Wie?"
"Mit meinem Messer."
"Du bist unmöglich!"

Sie starrten einige Zeit hinaus auf's Wasser. Die von den Wellen herüberflackernden Reflexionen glitzerten und blendeten ihre Augen.

"Das sollte der Kapitän besser nicht erfahren." Sagte Stephen irgendwann.
"Ich habe Morgan schon verpackt."
"Und Dr. Blank?"
"Hat gemeint, er glaubt mir schon. Ich hätte mehr Tote gesehen, als er."
"Irgendwie tut's mir leid."
"Ich habe ihm das auch nicht gewünscht."
"Niemand hat."
"Ja. Fast."
"So? Wer, meinst Du?"
"Bo konnte ihn ja nun gar nicht leiden."
"Ja, aber das! Komm', das hat ihm auch Bo nicht gewünscht!"
"Na gut, vielleicht nicht ganz so heftig, aber Bo ist sicher nicht böse, daß er weg ist!"
"Jetzt übertreib mal nicht!"
"Ach komm, Du wirst ihn doch auch nicht vermissen!"
"Ja, was - also - doch! - Ich meine, gut, ja Du hast recht! Aber ich habe ihm nicht den Tod an den Hals gwünscht!"
"Aber Du bist auch nicht böse drüber, warum sollte es also gerade Bo sein."
"Aber gewünscht hat er's ihm nicht!"
"Ja, das vielleicht nicht gerade, aber daß er weg wäre hat er sicher gewünscht. Hab' ich auch manchmal."

Am Horizont standen jetzt ein paar winzige, weiße Wölkchen, kaum sichtbar; im Osten mußte das ungefähr sein.

"Na ja," begann Thomas nach einer Weile das Gespräch erneut, "es wird jetzt mit Sicherheit deutlich friedlicher hier werden. Stell Dir das nur mal vor, nachts wird es hier wieder eine Grabesstille geben! Ich brauche das zum Schlafen."
"Bitte! Wir sind ja nicht auf einer Kreuzfahrt, und außerdem war das nun wirklich nicht seine Schuld."
"Der hat auch vorher schon oft rumgelärmt, einfach so, manchmal, davon rede ich!"
"So schlimm war das auch nicht, den Umständen entsprechend. Ganz Unrecht hast Du nicht, aber Du übertreibst."

Die Wolken am Horizont schienen sich zu verdichten. Sie steuerten direkt darauf zu, etwa in östlicher Richtung.

"Hm! Vielleicht ist das da hinten ein Sturmgbiet, das würden wir besser umfahren."
"Ja, das wäre besser. Es sieht aber schon ziemlich groß aus. Und jetzt muß jemand dauerhaft das Steuer übernehmen. Ich will nicht, magst Du vielleicht?"
"Nicht unbedingt."

Sie sahen einige Minuten den Wolken zu, die recht schnell näherkamen.

"Scheiße, weißt Du was?"
"Nein, was?"
"Ich glaube, Morgan war der einzige, der wußte, wie man den Sextanten bedient."

Das Böse läßt die Maske fallen

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Bei uns festigt sich langsam der Eindruck, daß von manch einem versucht wird, uns einen religiösen Fundamentalismus zu unterstellen. Wir begrüßen das. Religiöser Fundamentalismus ist sehr kontrovers, und je kontroverser man ist, desto besser - das weiß jeder.
Aus diesem Grunde wird langsam ein Outing fällig, so denken wir, damit die Kritik endlich so richtig in Schwung kommt. Also, hier: Zwei Sonette zu Lob und Ehre unseres Herrn und Meisters:

Satanic Sonnet #1

My greatest master, tyrant; Lord of hell!
Play on your fiery harp the song of doom,
Illuminate the days with splendid gloom
And hear my praises, Great One, hear them well!

Of your disgracéd glory I shall tell,
Your endless love that lives within the tomb,
Your crimson hearth that heats the humble room
Where once I'll live with you, who once first fell!

But no great witness bear my words to your,
The most magnificent's of all impure
And wretched souls exalting fame;

My feeble voice won't without pain endure
These praises and will fail at times, for sure,
With awe when I shout "Hallowed Be Thy Name!"

Satanic Sonnet #2

You rule the earth with cruel and ruthless power,
You hold its edges in your blackened claws;
If on the dirt you spit, the dirt redraws;
You kill the whale, the rabbit and the flower.

Your gaze upon a lake will turn it sour;
The dog that walks your path will burn its paws;
And by a million ill and basest flaws
You raise the pain of Mind with every hour.

Yet misery is nought but hell's delight,
And all your Saints look best in darkest night;
Thus all the demons revel underneath

When God's creation and his men you fight,
The wives all tear apart, the husbands smite
And never let your sword rest in the sheath!