Wir leben in dschihadistischen Zeiten. Aber: Es darf gelacht werden. So lautete übrigens der Titel einer Fernsehserie, die vor 40 Jahren das damals etwas verkniffene Deutschland aufheiterte. Dieses Recht zu verteidigen ist eine ernste Sache.
[Gero von Randow in der Zeit]
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Meint er das so?
Ich frage mich gerade, ob Oswald Metzger das, was er schreibt, auch meint:
Karikaturenstreit: Respekt und Toleranz statt Volksverhetzung!
[...]
Gerade wir Europäer mit unserer selbst so hoch gelobten abendländischen Kultur haben häufig genug mit Schwert und Feuer gezündelt – in den Feldzügen zur Christianisierung der arabischen Welt im Mittelalter beispielsweise. Gerade wir Deutschen haben im vergangenen Jahrhundert eine Verhetzung gegen religiöse und andersdenkende Minderheiten betrieben oder zumindest geduldet, die im nationalsozialistischen Genozid endete.
Wir sitzen im Glashaus und sollten uns deshalb vor Rechthaberei hüten. Wenn wir aus der europäischen Geschichte gelernt hätten, müssten wir – ohne Tabus und mit dem Mut zur toleranten Auseinandersetzung – alles dafür tun, den Hass zwischen den Religionen und Kulturen nicht zu schüren, sondern zu deeskalieren. Das Verhetzungspotential in dieser einen Welt ist extrem hoch, wie die Übergriffe radikaler Islamisten auf dänische Einrichtungen in der arabischen Welt unter Beweis stellen. Rassistische Brandherde lassen sich sehr schwer löschen, wenn die Volksseele erst mal richtig kocht.
Metzger fordert, daß Volksverhetzung unterbleiben solle. D'accord. Daß die Karikaturen, um die es ja auch hier wieder geht, ein Musterbeispiel für Volksverhetzung seien, ist offenbar eine konsensfähige Meinung. Nicht d'accord. Oder zumindest stellt sich mir die Frage: Welches Volk sollte verhetzt werden, und wer ist jetzt offenbar verhetzt? Und wie hat Metzger das gemeint?
In Metzgers Text erscheinen plötzlich die Karikaturisten als die Betreiber der Eskalation, nicht mehr der aufgebrachte Mob; eine Veröffentlichung in einer Zeitung erscheint als der furchtbarste Ausdruck von Intoleranz, als die Krankheit; die islamistischen Übergriffe dagegen als das unvermeidliche Symptom: Die Islamisten sind nun mal so; wir müssen das respektieren. Wir waren ja auch mal so, bevor unsere Volksseele sich beruhigt hat. Schweiget stille und reizet euren Nachbarn nicht zum Zorne.
Metzgers Beitrag ist ein Musterbeispiel dafür, wie man westliche Arroganz mit westlicher Duckmäuserei galant vereinen und das Ganze dann als aufgeklärte, tolerante Position verkaufen kann.
Ich frage mich wirklich, ob Oswald Metzger das, was er da schreibt, auch meint.
Disziplinierte Konversation
Heute Vormittag im ICQ:
[er] Du Stück Dreck
[ich] hm?
[er] Du bist so ein nutzloses Stück Dreck
[ich] weppes?
[er] Du hast mich schon verstanden.
[ich] ?
[er] Jetzt sei mal nicht so reaktionär.
[ich] reaktionär? hä?
[er] jaha
[ich] womit?
[er] vomit?
[ich] hihi
[er] haha
[ich] vomit also?
Bis jetzt weiß ich nicht, worum es eigentlich ging.
Deutungshoheit
Es ist Zeit, dass die Fundamentalisten die Deutungshoheit über den Islam verlieren
[...]
Während wir Muslime stets Gleichberechtigung verlangen und dem Westen Doppelmoral vorwerfen, verwandeln wir uns immer mehr selbst zu Faschisten, die für sich Sonderrechte an jeder Ecke verlangen. Wenn in Europa Karikaturen über den christlichen Propheten Jesus möglich sind, sind sie auch über den muslimischen Propheten Mohammed erlaubt. Aus welchen Gründen sollten wir eine spezielle Behandlung bekommen; ist denn unser Blut roter als das der anderen?
[Tagesspiegel]
Mich beschleicht immer häufiger das Gefühl, daß gerade jene Nicht-Muslime, die sich lautstark darüber beschweren dafür einsetzen, daß man 'die Muslime', die nunmal oft null Spaß verstehen doch bitte nicht reizen und beleidigen sollte (ara: Alles unterlassen, das sie beleidigen könnte?) genau das tun, was man auf keinen Fall tun sollte: 'Die Muslime' alle in einen Topf werfen und kräftig durchrühren.
Hat mal jemand darüber nachgedacht, daß dieses Verhalten vielleicht vor allem dazu dient, den Fundamentalisten den Rücken zu stärken, während sich die Liberalen immer weniger trauen, eigenes Profil zu zeigen? Sie haben ja nicht nur die muslimischen Fundamentalisten, sie haben offenbar auch noch all diejenigen Nicht-Muslime gegen sich, die nichts mehr scheuen, als sich dem Verdacht der Intoleranz auszusetzen, weil sie Intoleranz nicht tolerieren.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
The fact that Turkey backs the ambassadors is seen by some in Denmark as damaging to the Turkish bid for EU membership. Troels Lund Poulsen, the foreign spokesman of the Liberal Party said that it is important for EU candidate Turkey “to live up to freedom of expression demands.” Last month, however, the Turkish Prime Minister Recep Tayyip Erdogan stressed that anti-Islamism must be treated as a crime similar to anti-Semitism. Addressing the sixth meeting of the Eurasian Islamic Council meeting in Istanbul on September 5, Erdogan said his government has added an article to the declaration in the European Council regarding Islamophobia stipulating that anti-Islamism be accepted as a crime against humanity.
[Brussels Journal]
Gute Meinung, Böse Meinung?
The trouble with fighting for human freedom is that one spends most of one’s time defending scoundrels. For it is against scoundrels that oppressive laws are first aimed, and oppression must be stopped at the beginning if it is to be stopped at all.
H.L. Mencken
Im Brussels Journal ist ein interessanter Beitrag zum Thema "Meinungsfreiheit in Europa" erschienen, der uns zu denken gegeben hat. Da erfährt man z.B., daß letzte Woche der französische Parlamentarier Christian Vanneste zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden ist, weil er im letzten Jahr geäußert hat, daß Homosexualität das Überleben der Menschheit gefährde, und daß die Heterosexualität der Homosexualität moralisch überlegen sei.
In Deutschland scheint dieses Urteil kaum Beachtung zu finden. Und was ist auch schon dabei: Der Mann hat unsinnige, diskriminierende Thesen von sich gegeben und mußte die entsprechenden Konsequenzen tragen. Und?
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Freiheit? Verzichten dankend!
Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten” (JP) hat den von ihr in betriebenen [sic] „Kampf um die Meinungsfreiheit” durch Veröffentlichung von Mohammad-Karikaturen für verloren erklärt.
Chefredakteur Carsten Juste sagte am Mittwoch nach massiven Straßenprotesten, Boykottaktionen sowie regierungsamtlichen Angriffen aus arabischen Ländern wegen der Zeichnungen in einem Interview mit „Berlingske Tidende”: „Ich muß zutiefst beschämt zugeben, daß die anderen gewonnen haben.” Er hätte vor vier Monaten niemals die Zustimmung zum Abdruck der Zeichnungen gegeben, wenn ihm die Folgen damals schon klar gewesen wären.
[FAZ.NET]
Großartig. Die Toleranz ist wiederhergestellt. Religiöse Gefühle werden in Europa nicht - oder zumindest nur ausgewählt - verletzt. Das ist gut, das finden wir toll.
Im Übrigen glaube ich ganz fest an das allmächtige Fliegende Spaghetti-Monster. Ich verlange also, daß in Zukunft verzichtet wird auf den Verzehr der nahrhaft-schmackhaften Pastaspezialität, aus welcher sich zusammensetzt, was mir am heiligsten ist.
Wer dem nicht folgt, der wird mit Bombendrohungen nicht unter 17 Stück bestraft.
Worum es recht eigentlich geht, das kann man sich hier ansehen. Schaut etwa so aus:
Nachtrag vom 10.2.: Da die Karikaturisten, wie man munkeln hört, jetzt von allen Medien, die ihre Karikaturen abgedruckt haben, Geld eintreiben möchten, verschwinden diese hiermit von dieser Seite; so wichtig, daß ich dafür zahlen würde, sind sie nämlich nicht.
Ein rekursives Vergnügen
Wer kennt die Programmiersprache LISP noch? Den Listenprozessor? Nach FORTRAN ist LISP die zweitälteste Hochprogrammiersprache. Entwickelt wurde sie Ende der fünfziger Jahre am MIT von John McCarthy. Rekursion ist in LISP, ähnlich wie in Prolog, eine noch weitaus bedeutendere Technik als in anderen Sprachen. Die typischen Schleifenkonstrukte vom "for" oder "while"-Typus sind in LISP in aller Regel schlechter Stil, obwohl dergleichen inzwischen auch in die Sprache eingebaut wurde. 'Die Sprache' ist nämlich ohnehin ein problematischer Ausdruck, denn LISP wurde erst 1994 standardisiert (ANSI Common Lisp); bis dahin waren bereits unzählige Dialekte der Sprache entstanden. Babylonisches Lispeln.
Der wichtigste Datentyp in LISP ist die Liste. Und nicht nur komplexe Datenstrukturen, auch Funktionen sind Listen. Deswegen können LISP-Programme besonders gut andere LISP-Programme malträtieren, verändern und zur Not auch schonmal schreiben... Darum war - und ist - die Sprache für KI-Zwecke und dynamische Prozesse besonders beliebt und geeignet.
Ich habe heute angefangen, mich ein wenig mit dem guten Stück zu beschäftigen und habe erst einmal vier Funktionen geschrieben: JOINL nimmt zwei Listen als Argument und fügt sie zusammen (concatenation); REVERSEL nimmt eine Liste als Argument und kehrt die Reihenfolge der Elemente um; SORTEDL nimmt eine List (am besten von Zahlen) als Argument und überprüft, ob sie aufsteigend geordnet ist; SORTL nimmt eine Liste (am besten von Zahlen) als Argument und ordnet sie aufsteigend. Voilá:
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Perdita Durango
Es ist einige Zeit her, daß ich diesen Film gesehen habe. Gewalttätig war er und vor allem pervers, ein solides Werk. Nicht besonders aufsehenerregend, aber nette Unterhaltung für einen Abend. Und dennoch ist etwas ganz stark hängengeblieben; das sitzt fest, das geht nicht aus meinem Kopf: Wann immer ich sehe, wie jemand überfahren wird, muß ich tierisch anfangen zu lachen.
Bisher haben sich diese Fälle auf Film und Fernsehen beschränkt. Ich hoffe, daß mir der Test für das 'reale Leben' erspart bleiben wird.