Soeben habe ich im Radio vom ersten Vogelgrippe-Fall in BW gehört. Endlich können wir wieder mithalten. Wäre doch peinlich gewesen: "Wir haben alles. Außer Vogelgrippe." Oder?
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Vogelgrippe II
Joshua fühlte sich durch diese Seite offenbar zu einem Gedicht über einen Vogel inspiriert, wollte aber dennoch keines schreiben. Deswegen habe ich das in seinen Kommentaren übernommen. Und da nach all den unappetitlichen Geschichten über dramatische Vergewaltigungen, Holocaustleugner, akademische Leseverweigerer, Schweineblut, zweitklassige Staatsbürger und sogar Hammerfall etwas schöngeistige Poesie genau das Richtige sein dürfte, um auch wirklich den letzten Leser zu vertreiben, präsentiere ich das Produkt auch an dieser Stelle dem abgeneigten Publikum. Danke für Ihr Unverständnis:
Das Vöglein auf dem Ast sieht traurig zu mir her
Und niest aus voller Brust das Virus sich heraus;
Sieht kränklich bis zum Tod, recht zu bedauern aus
Und spricht, mit letzter Kraft, mich an: "Ich leide sehr!"
Ich fühle seinen Schmerz, die Brust wird mir so schwer
Und mit gesenktem Blick geh schnell ich nun nach Haus,
Bring mich in Sicherheit und schau zum Fenster raus,
Zum Vöglein schau ich hin: Des' Blick wird langsam leer.
Viel Zeit geht nicht dahin, schon geht's auch mir nicht gut,
Ein Nebel, grau und dumpf, umwabert meine Seele
Und meinen schwachen Leib erfaßt die Fieberglut.
Ein Röcheln, rauh und stumpf, entsteigt aus meiner Kehle -
Das Fieber steigt leicht an! Und jetzt gerinnt mein Blut.
Wenn ihr euch morgen trefft, entschuldigt, daß ich fehle!
Nachtrag: Die Seuche und die dahinterstehende Verschwörung wurden und werden bei Spreeblick ausführlich diskutiert.
Superventionen
Das BILDblog setzt sich heute mit einem Leserbrief auseinander, der an die Mutter aller Zeitungen ging:
Zu: Warum ist unser Theater so versaut?
Je mehr Zuschüsse fließen, desto mehr kommen solche Entgleisungen vor. Da hilft nur eines: Sämtliche Mittel streichen! Man wird sich wundern, wie schnell die Theater wieder zu einem normalen Niveau zurückkehren.
Das bezieht sich hauptsächlich auf die ein oder andere pissende Actrice, enthauptete Karnickel und wohl auch auf Schauspieler, die die Pressefreiheit gewaltsam von hinten aus Händen nehmen.
Aber: Es geht dem deutschen Theater ja wirklich nicht blendend, und häufig kann man sich ausmalen, wie Menschen vor der Entscheidung gestanden haben müssen: "Abgefuckt wie ich bin: Lasse ich mich einweisen oder werd' ich Intendant?" Somit kann ein Hinweis darauf nicht schaden, daß die Idee des unsubventionierten Theaters auch schon von wenigstens einem Menschen vertreten wurde, der durch gänzlich andere und auch hevorragendere Leistungen bekannt geworden ist, als durch Leserbriefe in der Journaille: Georg Kreisler. Wie das allermeiste von ihm haben es auch seine Schriften über das Regietheater wahrlich in sich, was man anhand dieses Textes und einiger anderer auf derselben Seite leicht nachvollziehen kann. Im verlinkten Text finden sich auch die angesprochenen Gedanken zum subventionsfreien Theater.
Meine Meinung muß frei sein, was kümmern mich die anderen?
Gibt es überhaupt eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Einschränkung der Meinungsfreiheit, etwa einen Kriterienkatalog, den man auf alle Situation anwenden kann? Ich glaube nein. Man könnte etwa sagen, Meinungsfreiheit dürfe die Empfindungen von Menschen nicht verletzten. Dann kann man zwar die Karikaturen ablehnen und Irving in einen österreichischen Knast schicken. Man hätte dann aber auch Martin Luther King unter Zensur stellen müssen. Am Ende verheddern wir uns immer in dem gleichen Widerspruch. Wir akzeptieren nur die Meinungsfreiheit Gleichgesinnter, oder wir argumentieren politisch. Beides bedeutet, dass wir die Meinungsfreiheit an und für sich nicht akzeptieren.
[Wolfgang Münchau in der FTD]
Sehr lesenswerter Artikel.
Bücher interessieren mich nicht
Daß deutsche Universitäten nichts so sehr verabscheuen, wie Wissenschaft, ist ja nichts Neues mehr. Wie heftig diese Abneigung allerdings teilweise zum Ausdruck gebracht wird, ist schon erstaunlich. Genau darüber bietet dieser Text von Bassam Tibi, einer 'auszumerzenden Schwachstelle' der Universität Göttingen, nochmals einiges an Aufschluß.
Außerdem darüber, was man in Deutschland unter 'Einbürgerung' versteht:
Noch 2005 wurde ich im deutschen Fernsehen wieder folgendermaßen angesprochen: „Sie sind Muslim und Syrer, haben aber einen deutschen Pass“
Daß sich die Lage der deutschen Universitäten in nächster Zeit nicht bessern wird, ist jedem denkenden Menschen klar. Wer aber Masochist ist und sich gerne nochmals unter Schmerzen von dieser offensichtlichen Wahrheit überzeugen möchte, dem sei dieser Text empfohlen.
[via B.L.O.G.]
Auch wenn's weh tut
No one should be required to facilitate the expression of Holocaust denial, but neither should there be what Supreme Court Justice Louis Brandeis called the "silence coerced by law — the argument of force in its worst form."
The point was poignantly made in Robert Bolt's play, "A Man for All Seasons," in which William Roper and Sir Thomas More debate the relative balance between evil and freedom:
Roper: So now you'd give the devil benefit of law.
More: Yes. What would you do? Cut a great road through the law to get after the devil?
Roper: I'd cut down every law in England to do that.
More: Oh? And when the law was down — and the devil turned round on you — where would you hide? Yes, I'd give the devil benefit of law, for my own safety's sake.
Call David Irving the devil if you like; the principle of free speech gives you the right to do so. But we must give the devil his due. Let Irving go, for our own safety's sake.
[Michael Shermer, "Free speech, even if it hurts", in der LA Times, via]
Stadelmeier gibt das Vergewaltigungsopfer
Gerhard Stadelmeier, ein Kulturkritiker der FAZ, gibt in der Süddeutschen Folgendes zu Protokoll:
SZ: Der Vorfall scheint Ihnen sehr zugesetzt zu haben.
Gerhard Stadelmaier: Es ist, als sei jemand in Ihre Wohnung eingebrochen. Ihre Briefe und Kleider sind durchwühlt, die Wände beschmutzt. Der materielle Schaden hält sich in Grenzen, aber der immaterielle Schaden, das Gefühl des Ausgeliefert-Seins, ist enorm. Ich habe mich noch nie so gedemütigt gefühlt.
[SZ via Indiskretion Ehrensache]
"Was ist denn da wohl vorgefallen?" Ist man geneigt zu fragen. Hat man Herrn Stadelmeier:
a) Auf offener Straße seiner Krawattennadel beraubt?
b) Auf offener Straße unsittlich penetriert?
c) Im Theater seinen Notizblock weggenommen?
Da kommt natürlich nur c) infrage:
Bei der Premiere im Werkraumtheater der Städtischen Bühnen wurde das Stück „Das große Massakerspiel oder Triumph des Todes“ von Eugéne Ionesco aufgeführt. Theaterkritiker Stadelmaier hatte sich nach eigener Darstellung während der Aufführung kurz mit einem Kollegen unterhalten und dabei leise gelacht. Daraufhin habe ihn der Schauspieler angesprochen und ihm nach einem kurzen Wortgefecht mit den Worten „Mal sehen, was der Kerl geschrieben hat“ seinen Block entrissen. Lawinky habe aber anscheinend seine Schrift nicht lesen können und ihm den Block wieder gegeben. Er -Stadelmaier - sei daraufhin gegangen. Der Schauspieler habe ihm Beleidigungen hinterher gerufen.
[DPA via Indiskretion Ehrensache]
"Ja fein", ist man da geneigt zu rufen, "das ist doch toll, wenn im Theater mal sowas passiert", und allerlei theaterwissenschaftliche Rechtfertigungen dafür anzuführen, was hier unterbleiben soll, denn immerhin hat Stadelmeier der Vorfall "ganz schön weh getan".
Um seinem tiefen Schmerz auch angemessen Nachdruck zu verleihen, stellt Stadelmeier sein privates Ausgeliefertsein aber auch noch als Penetration der Pressefreiheit dar, denn: "Wenn man mir meinen Notizblock entreißt, nimmt man mir nicht nur das Handwerkszeug, sondern man macht es mir unmöglich, über den Abend zu schreiben."
Aber, lieber Herr Stadelmeier, so wie es gelaufen ist können sie über den Abend sogar der Süddeutschen ein Interview erteilen und einen Schauspieler als Schwerverbrecher darstellen! Was könnte ein Kritiker denn jemals mehr wollen?
Satisfaktion!
SZ: Nicht nur Frau Schweeger [die Intendantin des Frankfurter Schauspiels], auch Lawinky hat sich bei Ihnen entschuldigt. Ist das nicht Satisfaktion genug?
Stadelmaier: Er hat sich entschuldigt, akzeptiere ich. Aber wenn ich jemanden umbringe und mich hinterher entschuldige, komme ich trotzdem ins Gefängnis. So ist das Gesetz. Ich habe die Kündigung nicht gefordert. Es ist eine Entscheidung des Hauses, die ich allerdings begrüße. Der Vorfall ist eine Ungeheuerlichkeit und verletzt den Grundlagenvertrag des Theaters. Frau Schweeger sieht das genau so. Sie hat den Schauspieler ja nicht auf meinen Druck hin entlassen.
Hauptsache, der gemeine Kerl ist weit, weit weg von Frankfurt. Bevor der noch wenn umbringt, man kann ja nie wissen, unberechenbar, diese Theaternarren!
Was kann man aus der Geschichte lernen? Zum einen, daß es inzwischen schon nötig ist, Kritiker körperlich anzugehen, um einen 'Theaterskandal' zu erzeugen. Zum anderen, daß sich ein alter Hut neu bestätigt, nämlich: Daß Kritiker meist das kritisieren, woran sie selbst gescheitert sind, Kunst, Musik, Theater etc.; und daß Gerhard Stadelmeier jetzt etwas nachgeholt und die Gelegenheit wahrgenommen hat, die Rolle seines Lebens zu spielen.
"Mann oder FAZ-Feuilletonist?" fragt Thomas Knüwer.
Dem Terror ins Gesicht!
Jochen Bittner über die Schweineblutdefensivattacke.
Vogelgrippe
Ich aß Eier aus Freilandhaltung. Muß ich jetzt dahinscheiden?
Manche Witze sind recht traurig
Beispielsweise dieser hier.