[L]eider gibt es heutzutage so viele kriminelle Elemente, dass die Polizei diese gar nicht alle schnappen kann. Daher ist die Gesellschaft auf redliche Menschen, die stets ein wachsames Auge haben, angewiesen. Wer Gauner, Halunken und Gesindel aus dem Verkehr ziehen möchte, kann dies am wirkungsvollsten mit einer Strafanzeige machen. Da allerdings bei vielen redlichen Menschen die Hemmschwelle, Unholde dingfest zu machen, recht hoch ist, haben wir, die RPD, einen löblichen Wettbewerb ersonnen, der Ihnen, meine Damen und Herren, einen Anreiz zum Erstatten von Strafanzeigen bietet und bei welchem es attraktive Preise zu gewinnen gibt. Haben Sie bis zum 31. Dezember die meisten Anzeigen erstattet, können Sie Folgendes gewinnen:
1. Preis: Eine Woche Urlaub bei Ferdinand Birnbaum
2. Preis: Einkaufsgutschein über 500 Euro in unserem Anschnur-Markt
3. Preis: Ein Wochenende mit unserem Ford Taunus
[von der Website der Redlichen Partei Deutschlands]
Vielen Dank zunächst an Strudel für den freundlichen Hinweis.
Es zeigt sich, daß das Feld "Spaßparteien" recht groß und schwierig zu beackern ist. Ich hätte mir das vielleicht vorher überlegen sollen. Jetzt ist es zu spät, ich mache also weiter.
Mit der RPD habe ich, so sympathisch sie mir auch ist, ein Problem: Die RPD ist meinem bisherigen Wissensstand zufolge keine registrierte Partei. Unter den 98 Anschriften registrierter Parteien beim Bundeswahlleiter jedenfalls taucht sie nicht auf, und auch auf ihrer 'Anschnur-Seite' deutet nichts auf tatsächliche Beteiligung an Wahlen hin. Es handelt sich wohl eher um eine lustige 'Ein-Mann-Schau'.
Das ist mein Hauptproblem mit der RPD: Wenn eine Partei so spaßig ist, daß sie schon keine Partei mehr ist, ist sie dann noch immer eine Spaßpartei? Ich tendiere dazu, die Frage mit "nein" zu beantworten.
Dann stellt sich noch die Frage, ob das Programm einer richtigen Spaßpartei inhaltlich spaßig sein sollte, indem es ganz offentsichtlich Nonsens fordert (ein gutes Beispiel sind die hier aufgeführten Programmpunkte der Rhinoceros Party; etliche weitere finden sich außerdem hier); oder ob es schon gelten soll, wenn das Programm zwar ernst gemeint sein könnte, es aber offensichtlich nicht ist, weil es, wie bei der RPD, in nicht ernstzunehmender Weise präsentiert wird. Zugegebenermaßen ist die Grenze zwischen möglicherweise ernst Gemeintem und offensichtlichem Nonsens fließend; ich sehe aber auf jeden Fall qualitative Unterschiede zwischen der Forderung, die Rocky Mountains abzutragen, und der Forderung nach Schulunterricht im Stile der guten alten Zeit.
Jetzt fange ich schon fast an, das ganze wissenschaftlich zu behandeln, was wohl übertrieben wäre...
Des weiteren auch herzlichen Dank an Mkorsakow für den Hinweis auf die autonome Liste der "Unregierbaren".
Hier handelt es sich zwar um eine registrierte Partei. Jedoch habe ich Probleme damit, diese als "Spaßpartei" einzustufen, weil ich bisher nicht überzeugt genug davon bin, daß sie sich selbst nicht ernst nehmen. Eine vernünftige Selbstdarstellung konnte ich im Netz bisher nicht finden - was vielleicht der Parteiphilosophie entspricht - und so basiert mein Eindruck einzig auf diesem Plakat, das ich sowohl als Witz als auch als 'antifaschistischen' (im Sinne all jener, die dieses Wort bis zum Erbrechen verbiegen und für ihre eigenen Zwecke mißbrauchen) Aufruf zur Selbstjustiz betrachten kann. Das überzeugt mich noch nicht.
Wer bei all diesen Betrachtungen aber keinesfalls zu kurz kommen darf, wo es doch schon um Spaßparteien geht, ist Die Spaßpartei. Sie fordert neben der kostenfreien Abgabe von Pille und Kondom:
16. Hamsterschutz!
In Deutschland leben hunderttausende Hamster in zu kleinen Käfigen. Wir sind dafür, dass jeder Hamster mindestens 2 m2 Grundfläche, für kleine Wohnungen vier Etagen zu je 0,5 m2, zur Verfügung hat, um seinem natürlichen Lauftrieb befriedigen zu können.
[siehe: Programm der Spaßpartei(doc/zip-S.3)]
Das ist für einen Programmpunkt einer politischen Partei sehr speziell; meist würde so etwas wohl mit unter 'Tierschutz' fallen.
Insgesamt habe ich aber auch bei der Spaßpartei den Eindruck, daß sie sich noch immer zu ernst nimmt, um wirklich als Spaßpartei - so wie ich das Wort verstehe - gelten zu können.