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Logik down under Chris Warren

Logik down under Chris Warren published on Keine Kommentare zu Logik down under Chris Warren

Chris Warren, the federal secretary of the Media, Entertainment and Arts Alliance union, said [Australian Foreign Minister] Downer's remarks showed an unfortunate but increasing trait of governments to try to dictate conflict reporting.

He said journalists occasionally got facts wrong, but he rejected the Foreign Minister's claims of shoddy reporting from Lebanon.

"I don't think journalists have got it so egregiously wrong as some governments did on weapons of mass destruction," Mr Warren said, referring to the arguments used by the US, Britain and Australia to go to war in Iraq.

Mr Downer's attack showed "a profound misunderstanding of the pressures media organisations are under", Mr Warren said.

Democrats deputy leader Andrew Bartlett described the Foreign Minister's comments as "extraordinary".

"To suggest the Australian media is anti-Israeli is a very dodgy assertion," he said.
[Mark Dodd im Australian, zu lesen bei Achse des Guten]

Vielleicht muß man tatsächlich eine "unfortunate but increasing" Tendenz bei Politikern beobachten, die Inhalte der Medien diktieren zu wollen. So kann man sich z.B. mit guten Gründen fragen, weshalb der große und bedeutende Jack Straw, Außernminister des Vereinigten Königreichs, es sich seinerzeit anmaßte, die Veröffentlichung von Zeichnungen in einer dänischen Zeitung scharf zu verurteilen; was gehen die Possen der Medien eines anderen Staates Herrn Straw an?
Was aber hat sich Alexander Downer jetzt geleistet, um sich eine derart harsche Kritik zu verdienen? Folgendes:

The Foreign Minister said standards of decency, respect for others and self-restraint were important elements for the media to consider.

[...]

"What concerns me greatly is the evidence of dishonesty in the reporting out of Lebanon. For example, a Reuters photographer was forced to resign after doctoring images to exaggerate the impact of Israeli air attacks," he said, adding that widespread reporting of an Israeli air strike on a Lebanese Red Cross ambulance had fallen for a hoax.

"Yet, some of the world's most prestigious media outlets, including some of those represented here today (Monday), ran that story as fact -- unchallenged, unquestioned," he said.

There had been a tendency to report every casualty on the Lebanese side of the conflict as a civilian casualty despite indisputable evidence that many of the injured from the Israeli offensive were Hezbollah combatants.

Ich bin bestimmt nicht so klug wie Chris Warren, der in seiner Funktion als "federal secretary of the Media, Entertainment and Arts Alliance union" bestimmt ein ungeheuer gescheiter Mensch sein muß, aber für mein begrenztes Verständnis handelt es sich hier nur unmaßgeblich um einen Versuch von Downer "to try to dictate conflict reporting", sondern lediglich um eine letztlich bescheidene, wenn auch klar formulierte Aufforderung zur Einhaltung journalistischer Mindeststandards. Aber Warren hält dem entgegen, daß "journalists occasionally got facts wrong", weist aber "the Foreign Minister's claims of shoddy reporting from Lebanon" zurück.
Nun muß man zugestehen, daß sich die eine oder andere Ente im journalistischen Alltag wohl kaum vermeiden lassen wird. Ob aber hier auch noch die Rede von der ein oder anderen Ente sein kann, darf angesichts der langen Liste bedauerlicher Irrtümer, die stets als Fakten über israelische Verbrechen präsentiert wurden, aus gutem Grund bezweifelt werden.

Hier eine (unvollständige) Liste der Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung zum Libanonkonflikt:

-'Green Helmet' gibt Regienanweisungen für Fernsehberichte (siehe. Darum interessant, weil Photos, die diesen Mann zeigen, vorher schon als ganz reguläre Pressephotos verwendet worden waren. Kurz nach dem ZAPP bericht erschien übrigens eine mitfühlende Kurzbiographie des Mannes im Guardian, dem der Mann anscheinend nach wie vor sehr sympathisch ist.)
-Reuters veröffentlicht gefälschte Photos - mindestens eines davon außerordentlich stümperhaft gefälscht (siehe)
-Libanesische Frau wird in zwei Wochen zweimal photographiert; jedesmal ist dabei angeblich ihre Wohnung durch israelische Angriffe zerstört worden. (siehe)
-Attacke Israels auf Krankenwagen wird berichtet, die so gar nicht stattgefunden haben kann. (siehe, via Achse des Guten)

Den NDR-Bericht ausgenommen, wurden übrigens alle diese Fälle von Bloggern aufgedeckt; das Interesse der Journalisten an der Bewertung ihrer Quellen war offenbar eher gering.

Außerdem: Selbst wenn sich die falsche Berichterstattung tatsächlich im Rahmen gehalten hätte, wäre dies vielleicht ein Grund gewesen, Downer vorzuwerfen, daß er übertrieben reagiere und unerfüllbare Ansprüche stelle. Seine Kritik an offenkundigen Fehlern aber als Teil eines "trait of governments to try to dictate conflict reporting", zu präsentieren, wäre dann noch immer leicht überzogen, denn die Einhaltung journalistischer Standards kann man Medien gar nicht oft genug 'diktieren' (eigentlich sollte das bei der Ausbildung jedes einzelnen Journalisten bereits zur Genüge geschehen sein), und so etwas darf außerdem jeder, sei er nun Politiker, Priester oder Pornostar.

Es kommt aber noch dicker; Warren ist wirklich viel, viel gescheiter als ich und hat sehr schnell begriffen, daß sich eigenes Versagen am besten durch einen Hinweis auf das Versagen anderer entschuldigen läßt: "I don't think journalists have got it so egregiously wrong as some governments did on weapons of mass destruction". Inhaltlich möchte ich da gar nicht rundweg widersprechen - vor allem aus einem Grund: Wo liegt die Relevanz dieser Aussage überhaupt? Daß die USA, das Verein. Königreich und auch Australien wegen anscheinend nicht vorhandener Massenvernichtungswaffen in den Krieg gezogen sind, entschuldigt schlampige Berichterstattung aus dem Libanon? Man soll sich ja immer am schlechtesten denkbaren Vorbild messen, nicht wahr? Nicht "so egregiously wrong" - immerhin ist es ja Fakt, daß Israel Angriffe geflogen hat, welche Rolle spielt es da, ob sie jetzt genau diesen oder jenen Krankenwagen tatsächlich getroffen haben? Symbolphotos! Und wenn schon die CIA mit Satellitenphotos überfordert ist, wie sollen wir dann noch mit Photoshop-Montagen klar kommen? Immer schön auf dem Teppich bleiben, Herr Minister!

Schließlich zeigen Downers Einlassungen dann auch nur "a profound misunderstanding of the pressures media organisations are under". Welcher Druck das jetzt genau ist, stellt für mich das größte Rätsel in Warrens Tirade dar. Der Druck, sauber zu arbeiten, kann nicht gemeint sein, denn gegen genau den wehrt sich Warren hier ja mit Händen, Füßen und dem ungültigsten aller erdenklichen Argumente. Am naheliegendsten scheint es, anzunehmen, daß er von dem Druck spricht, kompromittierendes Material gegen Israel zu liefern, koste es was wolle - sei's Anstand, sei's Ehrlichkeit, sei's Selbstachtung. Aber das sind ganz böse Unterstellungen, von denen ich mich hiermit entschieden distanziere. Denn nicht zuletzt:

Democrats deputy leader Andrew Bartlett described the Foreign Minister's comments as "extraordinary". "To suggest the Australian media is anti-Israeli is a very dodgy assertion"

Und der muß es ja wissen.

Ich frage mich dann brav weiterhin, welcher Druck das ist.

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