The Western media were once again taken in by the mystique of the "Arab street." The mob came out to cheer Hezbollah for raining rockets on Israel -- surprise! -- and the Arab governments that had initially criticized Hezbollah went conveniently silent. Now that the mob has gone home, Hezbollah is under renewed attack -- in newspapers in Saudi Arabia, Kuwait and Egypt, as well as by many Lebanese, including influential Shiite academics and clan leaders. The Arabs know where their interests lie. And they do not lie with a Shiite militia that fights for Iran.
[C. Krauthammer in der Washington Post via Achse des Guten]
Hier braucht es vielleicht nicht einmal den Verweis auf Besonderheiten der arabischen Straße. Da die Hisbollah die einzige Kraft darstellte, die überhaupt annähernd in der Lage war, sich Israel zu widersetzen und den Libanon gegen die Angriffe zu 'verteidigen' (d.h., gegen die Bodentruppen), ist an dem massiven Zuspruch, den sie während der Kämpfe fand, wahrscheinlich wenig Erstaunliches. Der Wunsch, die Kämpfe mögen aufhören und Israel den Libanon nicht unterwerfen (die Angst, daß es dazu kommen könne, war sicherlich recht ausgeprägt), dürfte für ausreichend Interessen-Solidarität, auch bei eigentlichen Gegnern der Hisbollah, gesorgt haben.
Aber Interessen-Solidarität endet nach Definition mit dem Ende der gemeinsamen Interessen; nach dem Ende der Kampfhandlungen gibt es ausreichend Raum, um nachzudenken, wie es überhaupt zu diesen kommen konnte, und in solchen Überlegungen steht Hisbollah ausgesprochen schlecht da. Während der Auseinandersetzung dürften solche Überlegungen im Libanon wenig Bedeutung gehabt haben, da das Hauptinteresse war, nicht zu unterliegen, und Hisbollah - was immer die Ursachen des Krieges - noch am meisten zuzutrauen war, das zu verhindern. Es wird aber nicht bei jedem Pakt mit dem Teufel gleich die ganze Seele verkauft.
Der wachsenden Zuspruch der Hisbollah während des 'Krieges' war möglicherweise von geringer Bedeutung, weil der Unterschied zwischen kurzfristigem und langfristigem Zuspruch entscheidend ist. Ganz allgemein würde ich sogar so weit gehen, anzunehmen, daß ein sprunghafter Zuwachs an Unterstützern der eigenen Sache eher als Bedrohung denn als Gewinn wahrgenommen werden sollte: Gerade enttäuschte und verärgerte ehemalige Unterstützer dürften sich oft zu den entschlossensten Gegnern entwickeln.
3 Kommentare
---SNIP---
Aber Interessen-Solidarität endet nach Definition mit dem Ende der gemeinsamen Interessen; nach dem Ende der Kampfhandlungen gibt es ausreichend Raum, um nachzudenken, wie es überhaupt zu diesen kommen konnte, und in solchen Überlegungen steht Hisbollah ausgesprochen schlecht da.
---SNAP---
Seltsam, hier tauschen wir mal die Rollen und ich bin der Pessimist. Solange die Hizbullah von ihren finanziellen Backern genug Geld erhält um Suppenküchen, Krankenpflege und Aufbauhilfe zu sichern, sehe ich nicht warum sich die Libanesen von der Hizbullah abwenden sollten.
Weiterhin weiß ich nicht, wie der Krieg in den libanesischen Medien dargestellt wurde: Ich tippe aber, dass Israel als grundloser Aggressor dargestellt wurde. (Nochmal: Ich vermute... ohne Fakten... gegenteilige Fakten akzeptiere ich aber.)
Warum sollten sich die Libanesen dann von der Organisation abwenden, die erst die blutdurstigen Israelis "besiegt" hat und jetzt dabei hilft, den Schaden zu reparieren den dieser Aggressor angerichtet hat?
Wenn die Hizbullah ihre Karten richtig spielt, dann geht sie aus diesem Krieg zwar nicht als Sieger hervor, aber zumindest als die Partei, die am wenigsten verloren hat.
Möglicherweise ist die Darstellung tatsächlich zu optimistisch geraten; worum es mir aber im Kern geht, sind in keinem Fall die (ja auch recht zahlreichen) Unterstützer, die die HB vorher schon hatte, sondern lediglich die neu hinzu gekommenen, auf die z.T. verwiesen wurde, wenn die Kontraproduktivität der Israelischen Reaktionen gezeigt werden sollte. Und was die betrifft glaube ich eben, daß man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sicher sagen kann, wie sie sich weiter verhalten, und ob sie nicht, nachdem die 'akute Gefahr' abgewendet worden ist, sich gegen eigentlichen Verursacher wenden.
Sicherlich spielt die Darstellung in den Medien dabei eine entscheidende Rolle, und ich habe keine Ahnung wie dort berichtet wird - daß die Regierung allerdings eine Resolution willkommen heißt, die die Entwaffnung der HB vorsieht, muß ja auch irgendwie erklärt werden. Es wäre auch mal interessant, herauszufinden, welchen Publikumsanteil Al Manar so erreicht. Ich vermute jedenfalls nicht, daß die libanesischen Medien durchgehend, selbst jetzt noch, pro-Hisbollah sind. Belege habe ich derzeit keine.
Die Suppenküchen sind natürlich ein Trumpf und haben jetzt auch etliche neue Kunden - möglicherweise stellen sie somit sogar die beste Möglichkeit dar, kurzfristige Unterstützer in langfristige zu verwandeln. Ob das tatsächlich massenhaft funktioniert, kann ich auch nicht sagen - die Möglichkeit besteht sicherlich.
Mein zentraler Punkt war, wie gesagt, nur der: Was während der Kämpfe an Unterstützung kam, sollte nicht voreilig als dauerhafter Gewinn für HB angesehen werden; mein Eindruck war, daß das häufig geschah.
Entfernt vergleichen läßt sich das vielleicht auch mit dem Phänomen, daß man sich in Amerika in Kriegszeiten gerne "um den Präsidenten schart". Das heißt ja auch nicht, daß der Präsident durch so etwas dauerhaft Anhänger gewinnt.
(Disclaimer für besonders sensitive Leser: Oben wurde ein (möglicherweise schlechter oder sogar völlig unzutreffender) Vergleich zweier Phänomene gebracht; dieser impliziert KEINEN Vergleich des amerikanischen Präsidenten mit der Hisbollah und soll auch keinen andeuten.)
1. "gegen *den* eigentlichen Verursacher"
2. "Mein zentraler Punkt war, wie gesagt, nur der: Was während der Kämpfe an Unterstützung kam, sollte nicht voreilig als dauerhafter Gewinn für HB angesehen werden"
Als Gewinn vielleicht schon, aber nicht eins-zu-eins, sondern möglicherweise in einem deutlich schlechteren Verhältnis.