Brüssel - Der finnische Außenminister Erkki Tuomioja hat unmittelbar vor Beginn der sechs Monate dauernden EU-Ratspräsidentschaft seines Landes von der Türkei ein Entgegenkommen in der Zypern-Frage gefordert. Tuomioja schloß einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen im Herbst nicht aus, sofern Ankara nicht noch in diesem Jahr seine Häfen auch für Schiffe aus Zypern öffnet.
[Welt.de - Finnland droht Türkei mit Abbruch der Verhandlungen]
Nachdem ich sie für eine kurze Zeit überwunden hatte, bin ich inzwischen zu meiner alten Oberstufen-Einstellung zur EU zurückgekehrt. Nicht, daß ich alles grundsätzlich schlecht finde. Die Freizügikeit innerhalb des Unionsgebietes ist ganz nett; den Euro finde ich inzwischen auch nicht mehr so dramatisch schlimm wie einst; ob er sich dauerhaft bewährt, muß die Zukunft zeigen. Aber neben den Tatsachen, daß die EU-Entscheidungen von Abraumhalden voller abgehalfterter Politiker der Mitgliedsstaaten getroffen werden, die in ihren jeweiligen Ländern nicht die geringste Chance gehabt hätten, daß die EU-Politik großteils nichts weiter ist, als ein Ganzjahres-Sommerloch und daß Regulation somit auch die Hauptbeschäftigung - vielleicht sogar die einzige - unserer Eurokraten ist, daneben kotzt mich schon seit einiger Zeit die zur 'Staats'-Raison erhobene Rückgratlosigkeit an, die inzwischen regiert. Eine Union, die es nicht zur Grundbedingung für den Beginn von Beitrittsverhandlungen macht, daß der Beitrittskandidat alle Unionsmitglieder anerkennt, ist keine. Da brauch mir jetzt auch keiner mit 'kleinen Schritten', 'Verhandlungsbeginn ist nicht gleich Beitritt', 'worüber sollte man denn dann noch reden' und ähnlichem Schwachsinn zu kommen.
5 Kommentare
<i>Eine Union, die es nicht zur Grundbedingung für den Beginn von Beitrittsverhandlungen macht, daß der Beitrittskandidat alle Unionsmitglieder anerkennt, ist keine.</i>
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Woran machst Du es denn fest, daß sich der Euro bewährt? Was sind Deine Kriterien?
@A-Heldin: Ich habe keine Kriterien, was daran liegt, daß ich mich mit der Materie nicht hinreichend auskenne. Als ich noch jung war, wurde ich einfach von vorauseilend nostalgischem Koservativismus getrieben, der keine vernünftigen Begründungen brauchte, sondern sich damit zufriedengab, die DM behalten zu wollen. Weil er sich etwas anderes gar nicht vorstellen konnte. Ungeachtet dessen kam der Euro, die Katastrophen (vor allem die prophezeite Instabilität der Währung) blieben aus, und ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Zudem liegen die Vorteile für den 'Endnutzer' ja klar auf der Hand.
Aber wie gesagt, für die zukünftige Bewährung des Euro habe ich selbst mangels Fachkompetenz keine klaren Kriterien. Allerdings weiß ich, daß manche Ökonomen (vielleicht auch viele) der Meinung sind, eine europäische Einheitswährung sei zu unflexibel in Anbetracht des heterogenen Wirtschaftsraumes, und es wäre klüger gewesen, die Einzelwährungen beizubehalten. Z.B. Milton Friedman in diesem (http://politik.germanblogs.... - dort verlinkt, der direkte Link scheint meinem Nucleus zu lang zu sein) Interview:
-Woran liegt es eigentlich, dass Amerika wächst und der alte Kontinent stagniert? Sind die Europäer zu faul geworden für den Kapitalismus?
-Ich glaube, es würde ihnen besser gehen, wenn sie ihre nationalen Währungen behalten und den Euro nicht eingeführt hätten. Der Euro hat die zentralistischen Tendenzen, die Top-down-Struktur, gefördert, statt dass der Schwung von unten kommt. Grundsätzlich denke ich auch, dass die europäischen Länder traditionellere Gesellschaften haben, die weniger gut neue Konzepte und neue Ideen aufnehmen können. Und natürlich sind die Staatsausgaben höher als in den Vereinigten Staaten und hier sind sie ja schon viel zu hoch.
-Seit der Einführung des Euro warnen Sie vor den Konsequenzen, doch bis heute hat sich die Währung als ziemlich stabil erwiesen. Woher Ihre hartnäckige Skepsis?
-Länder sind einfach unterschiedlich betroffen von externen Ereignissen. Vor dem Euro konnten sie solche Entwicklungen mit einer Wechselkursanpassung ihrer nationalen Währung abfedern. Das ist heute nicht mehr möglich. Eine einheitliche europäische Geldpolitik ist weniger effizient und weniger flexibel als die alte Wechselkursregulierung.
-Gibt es in zehn Jahren den Euro nicht mehr?
-Doch, es wird einen Euro geben, aber einen anderen. Ich denke, ein paar Länder werden ihn aufgegeben haben. Ich kann mir den Euro für eine sehr kleine Gruppe Länder vorstellen. Ich bin nur skeptisch, was einen Euro als Weltwährung betrifft.
Das hatte ich noch im Kopf, als ich schrieb "ob er sich dauerhaft bewährt, muß die Zukunft zeigen". Meine Absicht war nicht, zu suggerieren, daß ich selbst das besonders gut beurteilen könne. Falls dieser Eindruck entstanden sein sollte, bedauere ich das.
"als ich noch jung war"
Hihi. Ich alter Sack.
Danke, hllizi, danke für Deine ausführliche Antwort. Ich hatte in der Tat vermutet, Du wüßtest mehr bzw. hättest Dich differenzierter mit dem Thema auseinandergesetzt.
Bedauern mußt Du's deshalb aber nicht gleich... Du hast im nachhinein interessante Quellen geliefert! Du alter Sack! 😉